Russische Führung geht auf Abstand zu Assad

  30 Dezember 2024    Gelesen: 333
  Russische Führung geht auf Abstand zu Assad

Als Assad noch über Syrien herrscht, kann er sich lange auf die Rückendeckung Russlands verlassen. Nach seinem Sturz findet der Diktator in Moskau Asyl. Doch zumindest verbal rückt der Kreml jetzt vom einstigen Günstling ab.

Die russische Regierung hat sich vom gestürzten syrischen Machthaber Baschar al-Assad distanziert. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte der staatlichen Nachrichtenagentur TASS, der schnelle Umsturz in Syrien vor gut drei Wochen sei auch auf die Unfähigkeit von Ex-Präsident Assad zurückzuführen, die sozialen Probleme im Land zu beheben. "Wir können bereits jetzt sagen, dass einer der Gründe für die Verschlechterung der Lage die Unfähigkeit der damaligen Regierung war, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung im sich hinziehenden Bürgerkrieg zu befriedigen."

Bis zu dem Umsturz am 8. Dezember war Russland neben dem Iran Schutzmacht des Gewaltherrschers Assad gewesen. Der Kreml wurde aber ebenso wie Assad vom raschen Vordringen der islamistischen Rebellen überrascht und flog ihn ins Exil nach Moskau aus, als die Hauptstadt Damaskus erobert wurde. Kremlchef Wladimir Putin hatte danach deutlich gemacht, die Entmachtung des syrischen Präsidenten nicht als eine Niederlage für Russlands dort seit 2015 stationiertes Militär anzusehen.

Lawrow sagte weiter, nach den Erfolgen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, an dem auch die russische Luftwaffe beteiligt gewesen sei, hätten sich die Erwartungen der Syrer, dass sich ihr Leben verbessern würde, nicht erfüllt. Daran trügen auch die USA einen großen Teil der Schuld, denn sie hätten eine rohstoffreiche Region im Nordosten Syriens besetzt und durch Sanktionen zudem erheblichen Druck auf die syrische Regierung ausgeübt.

Kurdisch geführte Kräfte kämpfen im Nordosten des Landes gegen den IS und werden dabei von den USA unterstützt. Das Pentagon hatte kürzlich bekanntgegeben, dass inzwischen etwa 2000 US-Soldaten in Syrien stationiert sind, um Operationen gegen den IS zu verstärken. Zuvor war die Truppenstärke offiziell mit 900 angegeben worden.

HTS-Chef will Russland im Land halten

Syriens neuer Machthaber Ahmed al-Scharaa hat derweil den Zeitrahmen für Wahlen vorgegeben. "Das Wahl-Prozedere könnte vier Jahre dauern", sage al-Scharaa dem Fernsehsender Al Arabija. Zudem müsse eine neue Verfassung ausgearbeitet werden. Dies werde voraussichtlich zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.

In dem Interview sprach sich der Chef der islamistischen Miliz HTS zudem gegen einen vollständigen Abzug Russlands aus Syrien aus. Beide Länder teilten "tiefe strategische Interessen" sagte al-Scharaa. So stammten sämtliche in Syrien genutzte Waffen aus Russland, viele Kraftwerke des Landes würden von Russen geleitet. "Wir wollen nicht, dass Russland Syrien so verlässt, wie einige sich das wünschen", betonte der HTS-Chef.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa


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