Chinesische Investoren an deutschen VW-Werken interessiert

  16 Januar 2025    Gelesen: 65
  Chinesische Investoren an deutschen VW-Werken interessiert

Die Schließungspläne bei Volkswagen sind zwar vorerst vom Tisch, aber ein Abnehmer für überzählige Werke bringt sich offenbar in Stellung. Chinesische Autobauer haben wohl Interesse an der Übernahme von Produktionsstandorten. Besonders ein Motiv treibt sie in die EU.

Chinesische Investoren sind nach Einschätzung eines Insiders an womöglich überzähligen Volkswagen-Werken in Deutschland interessiert. Die Übernahme einer Produktionsstätte erlaube es China, seinen Einfluss in einem Land auszubauen, in dem einige der ältesten und prestigeträchtigsten Automarken beheimatet sind, sagte eine mit der Denkweise der chinesischen Regierung vertraute Person. VW hat Überkapazitäten am Heimatstandort: Die Zukunft der Werke in Osnabrück und Dresden bleibt ungewiss, auch wenn die IG Metall Schließungspläne zunächst abwehren konnte. Welche chinesischen Autobauer an einem Einstieg interessiert sind, sagte der Insider nicht.

Die Regierung in Peking wartet demnach das Ergebnis der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar ab. Denn ein solcher Schritt sei nur dann möglich, wenn Politiker und Gewerkschafter in Deutschland ihn befürworteten. Das Thema ist sensibel, wächst doch gerade von der chinesischen Konkurrenz der Druck auf die deutschen Autobauer. Diese haben die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte allerdings guten Geschäften am rasant wachsenden chinesischen Automarkt zu verdanken.

VW wollte "solche Spekulationen" nicht kommentieren. Der Autobauer setze sich für eine Weiternutzung des Standorts Osnabrück ein nach dem Auslauf des einzigen dort produzierten Fahrzeugs 2027. "Ziel muss eine tragfähige Lösung sein, die die Interessen von Unternehmen und Beschäftigten berücksichtigt", ergänzte ein VW-Sprecher. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der im VW-Aufsichtsrat sitzt, wollte sich nicht äußern.

Ein Sprecher des chinesischen Außenministerium sagte, die Regierung in Peking hoffe, dass chinesischen Unternehmen eine Investition in Deutschland genauso möglich sei wie umgekehrt. "China hat eine Reihe von Öffnungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, um ausländischen Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen", sagte er. "Wir hoffen, dass auch die deutsche Seite offen bleiben wird und ein faires und diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld für chinesische Unternehmen bieten wird."

E-Autobauer suchen Produktionsstätten

Einige chinesische Elektroautobauer suchen derzeit nach Produktionsstätten in Europa, um den Strafzöllen der Europäischen Union auf importierte staatlich subventionierte E-Autos aus China zu entgehen. Bislang entstehen neue Werke vor allem in Süd- und Osteuropa: Dort sind die Arbeitskosten niedriger, Gewerkschaften haben weniger Einfluss. Zudem sprachen sich einige dieser Länder gegen die EU-Strafzölle aus. So baut BYD ein Werk in Ungarn, Leapmotor will mit Stellantis in Polen fertigen, Chery in einem Joint-Venture in Spanien.

Doch auch Deutschland sei als Standort attraktiv, weil es als wohlhabendes und stabiles Land gilt, sagte ein anderer Branchenkenner. So war BYD an dem Ford-Werk in Saarlouis interessiert, der Verkauf scheiterte aber. Im November hatte es Berichte gegeben, dass Leapmotor eine Fertigung in der Bundesrepublik erwägt.

Volkswagen hat Ende Dezember zwar die Fertigung des T-Roc-Cabrio in Osnabrück bis 2027 verlängert, doch danach ist die Zukunft der Anlage mit ungefähr 2300 Beschäftigten offen, und ein Verkauf wäre möglich. VW hätte dabei nichts grundsätzlich gegen einen chinesischen Käufer, sagte eine mit den Vorgehensweisen des Unternehmens vertraute Person. Ein Verkauf könnte nach Einschätzung eines Bankers einige Hundert Millionen Euro einbringen und wäre damit günstiger als eine Schließung für VW.

Stephan Soldanski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Osnabrück sagte, die Belegschaft hätte nichts dagegen, künftig chinesische Autos für einen Joint-Venture-Partner von VW zu bauen. Das Unternehmen arbeitet in China mit SAIC, FAW und Xpeng zusammen. "Ich könnte mir vorstellen, dass VW für einen chinesischen Betreiber hier am Standort etwas in Auftragsfertigung produziert", sagte er. VW Osnabrück arbeitete früher schon für verschiedene Marken. Voraussetzung aus Sicht der Arbeitnehmervertreter sei, dass die Rahmenbedingungen passen. "An dem großen Lackierturm muss weiterhin das VW-Logo leuchten, und im Werk müssen VW-Bedingungen herrschen."

Quelle: ntv.de, lme/rts


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