In den nun publizierten Papieren gebe es zudem Angaben dazu, dass die CIA den EU-Gründern bei der Suche nach alternativen Finanzierungsquellen im Wege gestanden haben muss, um den US-Einflusses zu erhalten.
Seitdem würden sich die USA zusammen mit der Nato auf die EU als Grundpfeiler ihrer regionalen Interessen stützen. „Das Lager unserer Euroskeptiker bemerkte dies seltsamerweise nicht, und war stattdessen der Ansicht, dass die einflussreichen Kräfte jenseits des Atlantiks Großbritannien eher noch zum EU-Austritt anstoßen würden, und würdigten sie als Befreier“, schreibt Evans-Pritchard.
In dieser Hinsicht sei die Strategie der Brüssel-feindlichen Bewegungen in Frankreich, Italien, Deutschland und Skandinavien durchaus logisch begründet. Sie seien überzeugt, dass die EU eigentlich ein Instrument des anglo-sächsischen Einflusses und des „wilden Kapitalismus“ darstelle.
Außerdem entspreche es durchaus den Tatsachen, dass die USA lange über die EU nachgedacht hätten, als die ideologischen Schwärmer Ende 1980 an die Macht kamen und sich die Union in eine konkurrierende Supermacht zu entwickeln drohte mit dem Wunsch, die USA herauszufordern und ihnen über den Kopf zu wachsen.
John Kornblum, Leiter des Staatsdepartments für Europäische Angelegenheiten, beschrieb die Kooperationsversuche mit Brüssel in den 1990-er Jahren als „einen Alptraum“: „Am Ende war ich absolut enttäuscht. In Militär-, Sicherheits- und Verteidigungsbereichen ist es absolut funktionsunfähig“.
Kornblum zufolge „hat die EU die Nato im psychologischen Sinne verlassen“, als sie „wie gewohnt kompetenzlos“ versuchte, eine eigene Militärstruktur einzurichten. „Beide, Großbritannien und der Westen, wären in einer viel günstigeren Lage gewesen, wenn Großbritannien nicht Teil der EU wäre“, so Kornblum damals laut The Telegraph.
Diese Sichtweise sei zwar in den strategischen US-Kreisen vertreten worden, doch nur durch eine Minderheit. Die Enttäuschung war zudem vorbei, wenn Polen und die erste Welle der osteuropäischen Länder, als Nato-Vertreter, 2004 die EU beitraten.
Die Beziehungen zwischen der EU und den USA kann man laut dem Telegraph-Autor kaum als „liebevoll“ bezeichnen. Doch derzeit müssten Europäer angesichts der weltweiten Gefahren wie Terrorismus die Aufrechterhaltung des europäischen Blocks unterstützen.
Die „schreckliche Wahrheit“ für die Befürworter des EU-Austritts bestehe zudem darin, dass die regierenden Kreise des Westens den Brexit als „einen Akt des strategischen Vandalismus“ betrachten.
„Man kann sich mit Europa oder den USA streiten, doch nicht mit der ganzen westlichen Welt. Das würde doch bedeuten, das Schicksal dem Abenteuer zu überantworten“, schließt Evans-Pritchard.
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