Konjunktur: Eurozone wächst stärker als die USA

  29 April 2016    Gelesen: 498
Konjunktur: Eurozone wächst stärker als die USA
Die Weltkonjunktur schwächelt, doch die Eurozone wuchs im ersten Quartal überraschend stark. Sie hängte die USA und Großbritannien ab.
Die Wirtschaft in der Eurozone ist zu Jahresbeginn unerwartet stark gewachsen. Im ersten Quartal habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 19 Staaten der Währungsunion um 0,6 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2015 zugelegt, teilte die EU-Statistikbehörde Eurostat mit. Das ist der kräftigste Zuwachs seit einem Jahr und das zwölfte Quartalswachstum in Folge. Experten hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg von 0,4 Prozent gerechnet.

Damit schlug sich die Währungsunion zum Jahresauftakt weit besser als die weltgrößte Volkswirtschaft USA: Diese kam aufgrund eines starken Dollars und einer schwachen Weltkonjunktur nur auf ein BIP-Plus von rund 0,1 Prozent. "Die Wirtschaft im Euroraum hat einen fulminanten Start ins Jahr 2016 hingelegt", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Das ist überraschend viel und deutlich über dem Trend", ergänzte der Europa-Chefvolkswirt der Nordea Bank, Holger Sandte. "Zudem hat sich das Wachstum - anders als in den USA und Großbritannien - zu Jahresbeginn beschleunigt." Was dazu geführt hat, will Eurostat erst am 13. Mai erläutern.

Erste Daten aus den Euroländern deuten darauf hin, dass kauffreudige Verbraucher die Konjunktur angeschoben haben. "Nicht zuletzt die niedrige Inflation stützt den privaten Verbrauch", sagte Sandte. Im April fielen die Verbraucherpreise in der Euro-Zone um 0,2 Prozent. Die französische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 0,5 Prozent, weil die Ausgaben der Haushalte so stark zulegten wie seit 2004 nicht mehr. Spanien schaffte sogar ein Plus von 0,8 Prozent. Daten aus Deutschland werden erst für den 13. Mai erwartet.

Arbeitslosigkeit auf niedrigstem Stand seit fast fünf Jahren

Das starke Wachstum drückt die Arbeitslosigkeit auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren: Im März hatten rund 16,4 Millionen Frauen und Männer keinen Job - 226.000 weniger als im Februar und fast 1,5 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Von den Euroländern verzeichnete Deutschland mit 4,2 Prozent nach der europäischen Berechnungsmethode die niedrigste Arbeitslosenquote. Die höchsten Quoten haben Griechenland (jüngste Daten vom Januar: 24,4 Prozent) und Spanien mit 20,4 Prozent.


Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Daten fielen allerdings verhalten aus. Der Euro bewegte sich kaum. Auch die Börsen und die Anleihemärkte zeigten sich unbeeindruckt.

Trotz der guten Wachstumszahlen geben sich Experten zurückhaltend. "Vor Jubelstürmen sei gewarnt", sagte Weil. "Das starke Plus ist teilweise auf Sonderfaktoren wie Kalendereffekte und den milden Winter zurückzuführen. Zudem muss sich die Verlässlichkeit dieser erstmals veröffentlichten Schätzung erst noch erweisen."

Bislang hat Eurostat erst 45 Tage nach Quartalsende eine erste Wachstumszahl genannt, die endgültigen Daten folgten dann weitere 20 Tage später. Die Schnellschätzung soll nun schon rund 30 Tage nach Quartalsende veröffentlicht werden, kann aber später noch Revisionen nach sich ziehen. So wird es auch in den USA gehandhabt.

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