Erdkern verändert überraschend seine Form

  11 Februar 2025    Gelesen: 91
  Erdkern verändert überraschend seine Form

Im Zentrum der Erde befindet sich ein eigener kleiner Planet aus Metall: der innere Erdkern. Bislang ging man davon aus, dass dieser weitgehend stabil ist. Doch Analysen von Erbebenwellen zeigen nun: An seinen Rändern franst die glühend heiße Kugel offenbar aus.

Der Erdkern ist bis heute eines der bestgehüteten Geheimnisse unseres Planeten. Tausende Kilometer unter der Oberfläche, mit Temperaturen von bis zu 6000 Grad - so heiß wie die Sonnenoberfläche - dreht sich das glühende Herz der Erde um seine eigene Achse. Offenbar immer langsamer, wie eine Studie vor einem Jahr feststellte. Jetzt kommt ein Forschungsteam zu einer weiteren erstaunlichen Erkenntnis: Der innere Erdkern verändert nicht nur seine Geschwindigkeit - sondern auch seine Form.

Bei dem inneren Erdkern handelt es sich um eine glühend heiße Metallkugel, die überwiegend aus Eisen besteht und von flüssigem Metall umgeben ist. Er hat einen Durchmesser von rund 2440 Kilometern. Damit ist er nur ein Drittel kleiner als der Mond. Bislang ging man davon aus, dass der innere Erdkern fest und stabil ist. Doch John Vidale von der University of Southern California in Los Angeles und sein Team konnten jetzt nachweisen, dass sich seine Ränder in den letzten 20 Jahren stellenweise um mehr als 100 Meter in der Höhe verformt haben.

Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlicht wurde, hatten Vidale und seine Kollegen seismische Wellenmuster von Erdbeben untersucht, die sich zwischen 1991 und 2023 am selben Ort wiederholt haben. Die Analyse der Stoßwellen, die durch Erdbeben verursacht werden, ist eine bewährte Praxis, um Informationen über den unerreichbaren Erdkern zu bekommen. Die Art und Weise, wie sich die Wellen ausbreiten, verrät den Wissenschaftlern, durch welche Art von Material sie sich bewegt haben, sogar bis in den inneren Kern.

"Löste zunächst Verwirrung aus"

So fand Vidale zum einen weitere Belege für die Theorie, dass sich die Rotation verlangsamt hat. Zum anderen aber auch Überraschendes: "Ein Satz seismischer Daten stach dabei heraus - und löste zunächst bei mir Verwirrung aus", sagt der Wissenschaftler laut Mitteilung der Universität. Denn diese Daten zeigten Diskrepanzen, die entgegen früheren Annahmen nicht allein auf das schwankende Rotationstempo des Erdkerns zurückgehen konnten. Vielmehr entstanden die beobachteten Abweichungen laut Studie dadurch, weil sich die Randzone des inneren Kerns verformt hatte.

"Der Bereich nahe der Oberfläche des Innenkerns durchläuft strukturelle Veränderungen", erklärt Vidale. Dabei variiert sowohl die Viskosität dieser äußeren Innenkernschicht als auch ihre Ausdehnung. Anders ausgedrückt: Der innere Erdkern ist am Rand aufgeweicht und reicht dabei mal weniger, mal mehr in den flüssigen Außenkern hinein. Nach Ansicht des Forschungsteams demonstrieren diese Ergebnisse, dass der innere Erdkern dynamischer und veränderlicher ist als bisher angenommen. Studienleiter Vidale geht sogar davon aus, dass es weitere Verformungen gibt, die bislang nicht entdeckt wurden.

Doch was löst diese Veränderungen aus? "Was wir hier zum ersten Mal beobachtet haben, geht wahrscheinlich auf Störungen durch den äußeren Erdkern zurück", erklärt der Professor. "Vom geschmolzenen Außenkern wissen wir, dass er turbulent ist. Bisher hat man aber nicht beobachten können, dass sich dies auch in menschlichen Zeitskalen auf den inneren Kern auswirkt." Wie genau diese Turbulenzen auf den Innenkern wirken und in welchem zeitlichen Rahmen, muss nun jedoch noch genauer erforscht werden.

Spürbar sind diese Turbulenzen für Menschen derweil nicht. "Aller Wahrscheinlichkeit nach hat diese Erkenntnis keine Auswirkungen auf unser tägliches Leben", sagt Vidale. Aber: Es sei möglich, dass die Veränderungen mit Veränderungen im Magnetfeld der Erde zusammenhängen. Denn der Erdkern spielt eine entscheidende Rolle bei der Erzeugung des Erdmagnetfeldes, das uns vor schädlicher Sonnenstrahlung schützt.

Quelle: ntv.de, hny


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