Zahlen Normalkunden bald Strafzinsen?

  30 April 2016    Gelesen: 478
Zahlen Normalkunden bald Strafzinsen?
Die Sparkassen spielen ein neues Szenario durch: Bald könnten auch Normalkunden zahlen, wenn sie Geld aufs Girokonto packen. Egal ob der Zins-Hammer kommt: Wegen der Nullzinspolitik müssen Millionen Bankkunden schon jetzt tiefer in die Tasche greifen.
Es war eine wohl kalkulierte Drohung: Die Sparkassen täten alles, um private Sparer vor negativen Zinsen zu schützen, sagte Sparkassenchef Georg Fahrenschon auf dem diesjährigen Treffen in Düsseldorf. "Wenn dieser Zustand aber lange anhält, werden auch die Sparkassen die Kunden nicht ewig davor bewahren können."

Was Fahrenschon meint, ist die historische Anomalie, der permanente Ausnahmezustand, den die Europäische Zentralbank (EZB) geschaffen hat: Um den Euro zu retten und die Wirtschaft anzukurbeln, haben die Währungshüter die Zinsen faktisch abgeschafft. Die Banken müssen schon seit Juni 2014 zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken. Es wäre nur logisch, dass sie diese Kosten irgendwann auch an ihre Kunden weitergeben, wenn die ihr Bares zur Bank schaffen.

Die Sparkassen verwalten rund die Hälfte aller deutschen Girokonten. Wenn ihr Chef hat nun sagt, dass er sich Minuszinsen für Millionen Otto-Normalverbraucher vorstellen kann, ist das ein Alarmsignal. Fahrenschon will zwar Druck auf die EZB machen, die Nullzinspolitik zu beenden. Noch sind die Strafzinsen ein Schreckgespenst, mit dem die Banken die Politik vor sich herzutreiben versuchen. Aber je länger die Zinsflaute dauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass auch Privatkunden künftig zahlen müssen, wenn sie ihr Geld aufs Konto legen.

Großkunden zahlen bereits Minuszinsen

Nicht nur der Sparkassenchef, auch der Postbankchef will das nicht länger ausschließen. Bei vielen Banken sind die Strafzinsen bereits Realität, wenn auch meist nur für Firmenkunden und besonders gut betuchte Anleger. Den Anfang machte schon im November 2014 die Skatbank aus Altenburg. Dort müssen Kunden mit mehr als zwei Millionen Euro auf dem Girokonto oder 500.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto 0,25 Prozent an die Bank zahlen.

Inzwischen haben andere Institute nachgezogen. Bei der Commerzbank müssen viele Großkunden und Mittelständler eine Guthabengebühr zahlen, falls sie überschüssige Liquidität auf dem Konto nicht anders anlegen. Auch die WGZ Bank hat Minuszinsen für institutionellen Anleger eingeführt.

Die entscheidende Frage ist, ob der Zins-Hammer irgendwann wirklich auch die Kleinanleger trifft. Dagegen spricht: Viele würden dann wohl aus Frust zur Konkurrenz wechseln. Die Bank, die ihre Kunden zuerst bestraft, verliert sie dann womöglich auch zuerst. Die meisten Finanzinstitute vermeiden es deshalb noch, Normalsparer fürs Geldanlegen bezahlen zu lassen.

Banken drehen an der Gebührenschraube

Er glaube, "dass es einen Aufschrei gäbe, wenn wir Banken die Sparer mit Strafzinsen belegen würden, und zwar zu Recht", sagte der Präsident des Bayerischen Bankenverbandes, Theodor Weimer. "Wir werden versuchen, das Thema Negativzinsen unseren Privatkunden nicht zuzumuten", sagt auch der Präsident des Dachverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich.

Andererseits sind viele Kunden träge. Nur wenige wechseln, wenn der Stromanbieter die Preise erhöht. Ein neues Konto zu beantragen ist noch aufwendiger. Darauf setzen die Banken. Sie geben die Kosten der EZB-Politik vielleicht noch nicht direkt mit Strafzinsen an die Sparer weiter. Dafür werden sie bei den versteckten Kosten immer kreativer: sie brummen den Kunden erst einmal höhere Gebühren auf.

Bareinzahlungen am Schalter, Papierüberweisungen, Scheckeinreichungen, die Ausstellung von Bankkarten - all das wird bei vielen Geldhäusern nun erheblich teurer. Einige Kunden kostet das bereits hunderte Euro im Monat. "Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei", sagte Sparkassen-Chef Fahrenschon bereits vor mehr als vier Wochen. Auch der Chef der Postbank hat bereits angekündigt: Spätestens 2017 wird es ein neues Preismodell für die Konten seiner Bank geben.

Quelle: n-tv.de

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