Trumps Kahlschlag macht sich auch in Myanmar bemerkbar

  01 April 2025    Gelesen: 191
  Trumps Kahlschlag macht sich auch in Myanmar bemerkbar

Nach einem Erdbeben sind vor allem die ersten 72 Stunden entscheidend, um noch Überlebende zu finden. Die wichtigste Hilfsorganisation USAID lässt nach der Katastrophe in Myanmar jedoch auffallend lange auf sich warten. Geostrategische Konkurrenten der USA sind hingegen schnell vor Ort.

Nach dem schweren Erdbeben in Südostasien kommt Hilfe aus den USA angesichts der Zerschlagung der amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID nur schleppend an. Erst zwei Tage nach dem Beben kündigte die US-Regierung konkrete Unterstützung an: finanzielle Hilfe und die Entsendung eines Teams. Andere Staaten, etwa China, Russland und Indien, waren da längst in dem Bürgerkriegsland mit Helfern im Einsatz. Insbesondere die großen geopolitischen Konkurrenten der USA - Russland und China - haben in ihrem Streben nach mehr internationalem Einfluss Interesse daran, die Lücke zu schließen, die Amerika bei der Kürzung von Entwicklungshilfe hinterlässt.

Das Beben vom Freitag mit der Stärke 7,7 mit Epizentrum in Myanmar führte zu dramatischen Schäden. In Myanmar wurden seither bereits mehr als 2000 Todesopfer bestätigt. Tausende weitere Menschen wurden verletzt, Hunderte galten zuletzt noch als vermisst. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte laut Experten noch weit höher liegen. Die Lage in dem international weitgehend isolierten Vielvölkerstaat ist ohnehin verheerend. Generäle regieren das frühere Birma mit brutaler Härte. Die Katastrophe dort fällt zusammen mit großem Chaos bei der US-Entwicklungsbehörde USAID, die eine der größten Organisationen ihrer Art weltweit war und sonst bei derlei Notlagen in führender Rolle Hilfe bereitstellte.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte jedoch bereits kurz nach dessen Amtsantritt damit begonnen, die Behörde zu zerschlagen, Mitarbeiter dort im großen Stil freizustellen und zu entlassen und Auslandshilfen zu stoppen. Bis Anfang Juli will die Regierung USAID weitgehend auflösen. Nur einzelne Funktionen sollen erhalten bleiben und beim US-Außenministerium angesiedelt werden. Die drastischen Kürzungen haben dramatische Folgen, zum Beispiel beim Kampf gegen Aids oder beim Wiederaufbau in Kriegsregionen, aber auch bei akuten Notlagen wie Naturkatastrophen.

Washington in Erklärungsnot

Die US-Regierung versicherte unmittelbar nach dem Erdbeben in Südostasien zwar, der Umbau bei USAID habe keine Folgen für die Fähigkeit, sofort Hilfe zu leisten. Dazu gebe es weiterhin ein Team von Fachleuten - die USA stünden bereit und warteten lediglich auf formelle Hilfsanfragen, hieß es. Allerdings war die Reaktion der Amerikaner deutlich langsamer als sonst in solchen Fällen. Erst am Sonntag, zwei Tage nach dem Beben, kündigte die US-Botschaft in Myanmar an, 2 Millionen US-Dollar (etwa 1,85 Millionen Euro) bereitzustellen und ein USAID-Nothilfeteam loszuschicken. Da waren Hilfsteams aus anderen Ländern schon lange vor Ort. Nach Erdbeben gelten die ersten 72 Stunden als besonders kritisch, um noch Überlebende aus Trümmerbergen zu ziehen.

Das US-Außenministerium bemühte sich, den Eindruck zu zerstreuen, das ungewöhnlich langsame Tempo liege an den USAID-Kürzungen. Auf Nachfragen zur Präsenz anderer ausländischer Helfer und der Abwesenheit der Amerikaner sagte eine Sprecherin des Ministeriums, nicht in jedem Fall müssten eigene Leute vor Ort sein, um zu helfen. Man kooperiere auch mit Partnern in Myanmar.

Andere waren jedoch gleich zur Stelle. Bereits kurz nach dem Erdbeben, das auch die südwestchinesische Provinz Yunnan traf, schickte etwa Peking erste Teams mit Hilfsgütern nach Myanmar und sicherte umgerechnet 12,7 Millionen Euro an Hilfen zu. Die Staatsmedien der Volksrepublik berichteten seither detailliert über den Einsatz der chinesischen Helfer.

Russland und China vor Ort

China gilt als einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, in dem eine Militär-Junta regiert. Die beiden Länder haben außerdem eine enge Wirtschaftsbeziehung. Über die Grenze der benachbarten Staaten laufen Pipelines. Myanmar liefert China zudem wichtige Rohstoffe.

Myanmar ist auch Teil der "Neuer Seidenstraße". Mit der Investitionsinitiative finanziert und baut China in Südostasien, Afrika und Südamerika große Infrastrukturprojekte, wobei die Länder etwa durch Kredite auch abhängig von China werden. Schon länger versucht Peking, sich als Stimme des Globalen Südens zu positionieren, und suggeriert durch Chinas Entwicklungsgeschichte Nähe mit den Ländern in Abgrenzung zu den Industriestaaten.

Das russische Zivilschutzministerium schickte nach eigenen Angaben bereits am Freitag 120 Helfer und Ausrüstung in zwei Flugzeugen nach Myanmar. Einen Tag später kündigte es an, ein Feldkrankenhaus mit Medizinern und der nötigen Ausstattung in das Katastrophengebiet zu bringen. Den Angaben nach retteten russische und chinesische Einsatzkräfte gemeinsam eine Frau in der Stadt Mandalay, die mehr als zwei Tage verschüttet gewesen war.

Auch Indien sendet Hilfe

Russland hat gute Beziehungen zur Militär-Junta in Myanmar. Als deren Chef Min Aung Hlaing Anfang März offiziell Moskau besuchte, nannte Kremlchef Wladimir Putin ihn einen König. Er schenkte ihm außerdem ein Buch aus dem 19. Jahrhundert, in dem die Beziehungen der Monarchen Myanmars und Russlands beschrieben werden.

Auch Indien setzte bereits kurz nach dem Erdbeben seine Hilfsaktion für Myanmar in Gang. Einen Tag nach der Katastrophe landete ein erstes Flugzeug der indischen Streitkräfte mit Hilfsgütern an Bord in Yangon. Seitdem hat Indien seine Hilfe für das Bürgerkriegsland deutlich ausgeweitet. Unter anderem sollten vier Schiffe der Marine insgesamt 70 Tonnen Hilfsmaterial und medizinischen Versorgungsgüter nach Myanmar bringen. Ein Team indischer Bergungsspezialisten leistet Hilfe vor Ort.

Die Regierung in Neu-Delhi ist trotz der Regierungsgewalt durch die Militärs sehr daran interessiert, die Beziehungen zum Nachbarn aufrechtzuerhalten. Experten sprechen in diesem Sinn von einem "Business-as-usual"-Ansatz, um die eigenen Interessen zu wahren. Indien grenzt mit vier Bundesstaaten im Osten an Myanmar an. Für Indien ist das Land auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Tor nach Südostasien - auch wenn es jetzt dabei ist, entlang der Grenze einen Zaun zu errichten. Zudem leben schätzungsweise bis zu zwei Millionen Menschen indischer Abstammung in Myanmar.

Quelle: ntv.de, Johannes Neudecker, Christiane Jacke, Katharina Schröder und Dirk Godder, dpa


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