So teuer wäre ein iPhone aus den USA

  16 Mai 2025    Gelesen: 89
  So teuer wäre ein iPhone aus den USA

Der US-Präsident pocht auf iPhones "Made in USA". Würde er sich damit durchsetzen, wären die Smartphones für viele Kunden unerschwinglich. Eine Verlagerung der Produktion nach Amerika ist auch aus anderen Gründen unrealistisch.

Im Streit um eine Verlagerung der iPhone-Produktion greift US-Präsident Donald Trump den Apple-Chef persönlich an. "Ich hatte ein kleines Problem mit Tim Cook", sagte er. Trump ist sauer, weil Apple seiner Meinung nach künftig nicht einen großen Teil seiner iPhones wie geplant in Indien produzieren sollte, sondern in den USA. Ein iPhone aus West Virginia oder New Jersey würde jedoch ein Vielfaches des aktuellen Preises kosten.

Für das neue Modell im Herbst erwägt Apple nach Informationen des "Wall Street Journal" eine Preiserhöhung. Diese soll nicht mit Trumps Zöllen in Verbindung gebracht werden, neue Funktionen und das Design sollen die Teuerung rechtfertigen. Analysten warnen allerdings schon in diesem Fall, dies könnte den Konzern Marktanteile kosten. Regelrecht einbrechen würde der Absatz folglich, falls Apple sich Trumps Druck beugen würde.

Seine aktuellen Modelle bietet der US-Konzern zwischen 600 und 1200 Dollar an. Analyst Dan Ives von der Investmentfirma Wedbush rechnete bei CNN vor, dass ein komplett in den USA produziertes iPhone rund 3500 Dollar kosten würde. Apple habe über Dekaden die komplexeste Lieferkette der Welt aufgebaut. Eine Verlagerung allein von zehn Prozent dieser Lieferkette aus Asien in die USA würde Ives zufolge 30 Milliarden Dollar kosten und drei Jahre dauern.

Fast 2600 bis 3500 Dollar

Das Tech-Portal Golem.de kommt bei seinen Berechnungen auf maximal 3500 Dollar, wenn Apple an seiner aktuellen Marge von 46 Prozent festhalten würde. Falls der Konzern nur deren absoluten Wert von aktuell knapp 560 Dollar beim iPhone 16 Pro Max in Rechnung stellen würde, würde ein iPhone aus den USA demnach zwischen etwa 2560 und 2960 Dollar kosten. Dabei wird von geschätzten Herstellungskosten zwischen 2000 und 2400 Dollar ausgegangen. Selbst dann wäre es immer noch günstiger für das Unternehmen, stattdessen selbst die Importzölle zu übernehmen.

Abgesehen vom Preis ist eine Produktion in den USA aber allein schon aus logistischen Gründen unrealistisch. Apple hat seine Lieferkette bereits teilweise nach Vietnam, Indien und in die USA diversifiziert. Der Großteil der Bauteile wird nach Ives' Einschätzung allerdings nach wie vor in China hergestellt.

Eine Fabrik in den USA aufzubauen, würde dem Analysten zufolge vier bis fünf Jahre dauern - mal abgesehen davon, dass die dafür nötige Infrastruktur und Arbeitgeberbasis gar nicht vorhanden wären. Bis ein iPhone in den USA produziert werden könnte, würde es laut Ives insgesamt sieben bis acht Jahre dauern.

Indien seit Jahren als Standort ausgebaut

Apple setzt stattdessen auf Indien als wichtigen neuen Produktionsstandort. Cook sagte vor Kurzem, er gehe davon aus, dass die meisten in den USA verkauften iPhones schon im laufenden Quartal aus Indien kommen würden. Schon vor Jahren hatte Apple angesichts der zahlreichen geopolitischen Spannungen samt drohendem Handelskrieg und einer chinesischen Invasion in Taiwan nach alternativen Produktionsstätten abseits von China gesucht. Bereits vor zwei Jahren lautete das Ziel nach Informationen des "Wall Street Journal", dass ein Viertel aller iPhones in Indien hergestellt wird.

In den vergangenen Jahren erhöhte Apple seine Produktionskapazitäten bei Auftragsfertigern in Indien und Vietnam. Heute kann in Indien die gesamte Modellpalette zusammengebaut werden. Der Großteil der iPhones wird jedoch weiterhin in China gefertigt.

In den USA wären die Personalkosten deutlich höher, die Schätzungen zufolge allerdings nur einen kleinen Teil der Herstellungskosten ausmachen. Eine Vervielfachung würde demnach beim Endpreis gar nicht groß ins Gewicht fallen. Doch woher sollte das Personal in den USA überhaupt kommen?

Millionen Fabrikarbeiter nötig

Eine Industriekultur mit Millionen Fabrikarbeitern existiert dort nicht mehr, das Land hat sich längst zu einer Dienstleistungsgesellschaft gewandelt. Menschen, die für die Arbeit in der Produktion wohl am ehesten infrage kämen - Migranten im Niedriglohnsektor - will die US-Regierung im großen Stil vertreiben und hat bereits damit begonnen.

Allein in der chinesischen "iPhone-Stadt" Zhengzhou arbeiteten in den vergangenen Jahren in der größten iPhone-Fabrik, betrieben vom Zulieferer Foxconn, mehr als 200.000 Menschen. Insgesamt seien Millionen Menschen in China für die Apple-Lieferkette tätig, sagte ein ehemaliger Apple-Ingenieur der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Mehr als 230 Millionen iPhones verkaufte Apple im vergangenen Jahr. Besonders beliebt sind die Smartphones in den USA und Großbritannien. Auf seinem Heimatmarkt verkauft das US-Unternehmen mehr als 60 Millionen iPhones im Jahr.

"Eine fiktive Geschichte"

Selbst wenn sich dort genug Bewerber fänden, müssten diese zunächst für die Industrieproduktion ausgebildet werden. "Die US-Wirtschaft ist nicht darauf ausgelegt, Mobiltelefone zu montieren", zitiert der "Guardian" den Apple-Lieferketten-Experten Fraser Johnson aus Kanada. "Sie haben weder die Einrichtungen noch die flexiblen Arbeitskräfte - 200.000 bis 300.000 Menschen auszubilden, um iPhones zusammenzubauen, ist einfach nicht praktikabel."

Der US-Regierung schweben stattdessen Roboter vor. Laut Lieferketten-Experten und mit der Apple-Produktion vertrauten Personen ist das aber noch nicht realistisch, wie Bloomberg berichtet. Allein schon wegen der sich ständig ändernden Zusammensetzung der iPhones.

Analyst Ives fasst die Idee einer Produktion in den USA daher wie folgt zusammen: "Es ist eine fiktive Geschichte."

Quelle: ntv.de


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