17-Jähriger stirbt sechs Tage nach Prügel-Attacke

  14 Mai 2016    Gelesen: 662
17-Jähriger stirbt sechs Tage nach Prügel-Attacke
Entsetzliche Tat: Ohne erkennbaren Grund wird ein 17-Jähriger in Bonn von Unbekannten verprügelt. Sechs Tage später stirbt er. Die Mordkommission ermittelt mit Hochdruck, nun gibt es erste Hinweise.
Die Prügelattacke vor knapp einer Woche in Bonn-Bad Godesberg hat eine traurige Wendung genommen: Der 17-jährige Niklas P., der von Unbekannten brutal zusammengeschlagen worden war und seitdem in Lebensgefahr schwebte, erlag in der Nacht zum Freitag seinen Verletzungen. Seit heute liegen der Mordkommission erste Hinweise auf die Täter vor.

Der Fall hatte in der Region seit Tagen für Entsetzen gesorgt. Nach Informationen des "Express" besuchte der Jugendliche am vergangenen Samstag mit seiner 18-jährigen Schwester und zwei Freunden (17, 18) die beliebte Veranstaltung "Rhein in Flammen" in der Rheinaue.

Die vier waren dazu aus ihrer Heimatstadt Bad Breisig in Rheinland-Pfalz angereist, berichtet die Zeitung. Für den Heimweg nahmen sie den Nachtbus bis nach Bad Godesberg, wo sie zum dortigen Bahnhof laufen wollten.

Doch so weit kamen sie nicht. Auf den hundert Metern bis dorthin liefen sie einer Gruppe junger Männer in die Arme. Die drei bislang Unbekannten sollen den 17-Jährigen und seinen 18-jährigen Freund kurz angesprochen und gleich darauf körperlich attackiert haben, berichtet die Polizei. Auch als er am Boden lag, prügelten und traten sie weiter auf ihn ein. Neben ihm wurde zudem eine gleichaltrige Freundin von den Unbekannten geschlagen, als sie versuchte, ihrem Freund zu helfen.

Drei Minuten später kam der Notarzt

Als weitere Zeugen, darunter ein Kioskbesitzer und ein Taxifahrer, den Jugendlichen zur Hilfe kamen, ließen die Täter von ihren Opfern ab und suchten das Weite. Ein Notarzt, der drei Minuten später am Ort des Geschehens war, konnte den 17-Jährigen reanimieren. Seine Freunde wurden leicht verletzt. Niklas P. kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik und schwebte seitdem in Lebensgefahr. In der Nacht zum Freitag starb er nun an den schweren Verletzungen.

"Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie haben", sagte ein Polizeisprecher am Freitag der "Bild"-Zeitung. Erste Hinweise auf die Täter lägen vor. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat für sachdienliche Hinweise eine Belohnung von 3000 Euro ausgelobt. Die Ermittlungen der Mordkommission laufen auf Hochtouren. Noch am Mittwoch hatte die Polizei am Tatort Flugblätter - auch auf Türkisch und Arabisch - an Pendler, Schüler, Passanten verteilt. "Wir haben Hinweise, dass die von uns gesuchte Gruppe sich bereits vorher in dem Bereich aufgehalten hat", erklärte Sprecher Robert Scholten dem "Express". Jeder weitere Hinweis sei für die Ermittlungen wichtig.

Täter mit "braunem Hauttyp"

Die Polizei gab ausführliche Täterbeschreibungen aufgrund erster Zeugenaussagen heraus. Demnach sind alle drei Männer zwischen 17 und 20 Jahre alt, von einem "braunen Hauttyp" mit schwarzen Haaren. Zwei sollen akzentfreies Deutsch gesprochen haben. Ein Tatverdächtiger trug eine auffällige weiße Jogginghose mit einem weißen Pulli. Seine zwei Komplizen trugen die Haare an den Seiten kurz und oben lang.

Mit Betroffenheit und Bestürzung reagierten am Freitag die Kirchen in Bonn-Bad Godesberg auf die Nachricht vom Tod des 17-Jährigen. Um 12 Uhr fand ein 30-minütiges Toten- und Mahngeläut statt, an dem sich neben den 13 katholischen auch zahlreiche evangelische Kirchen vor Ort beteiligten. Für Samstag um 12 Uhr sei ein weiteres Mahngeläut vorgesehen, teilte der Bad Godesberger Dechant Wolfgang Picken mit. Es soll nicht nur ein Kondolenzbuch geben, sondern die Kirchengemeinde stellte ein Gedächtniskreuz am Tatort auf. Zudem werde es in der Pfingstnacht eine Andacht für Niklas und seine Familie geben.

Für Samstag sind zwei Demonstrationen in Bad Godesberg angemeldet. Das Bündnis "Bonn stellt sich quer" will gegen eine rechtsgerichtete Kundgebung protestieren, zu der nach Polizeiangaben 150 Teilnehmer angemeldet sind. Die Rechtsextremen wollten die Gewalttat an dem 17-Jährigen für ihre Zwecke instrumentalisieren, kritisierte das Bündnis. Die rechtsgerichtete Kundgebung unterstellt, Ausländer seien für die Prügel-Attacke verantwortlich. Die Täter hatten Zeugenangaben zufolge braune Haut, sollen aber akzentfrei Deutsch gesprochen haben, so die Polizei.

Quelle : welt.de

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