Von der Geächteten zur Millionärin

  16 Mai 2016    Gelesen: 610
Von der Geächteten zur Millionärin
Aufgestiegen aus dem Nichts: Kalpana Saroj ist der wahre "Slumdog Millionaire" Indiens. In die unterste Kaste geboren, schaffte sie den Aufstieg zur erfolgreichen Unternehmerin. Heute ist sie Multimillionärin.

Kalpana Saroj spielt an ihrem vergoldeten iPhone. Die 52-Jährige sitzt in einem Fünf-Sterne-Hotel in Neu-Delhi und beginnt, ihre unglaubliche Geschichte zu erzählen. Kalpana ist Multimillionärin. Eine der Wirtschaftsikonen Indiens. Aufgestiegen aus dem Nichts.

Kalpana gehört eigentlich zur Kaste der Dalits, die früher Unberührbare hießen. Kasten sind traditionelle soziale Gruppen, die Indiens Gesellschaft immer noch prägen. Dalits stehen in der Hierarchie ganz unten. Viele säubern bis heute Latrinen oder räumen den Müll weg, den Angehörige höherer Kasten manchmal achtlos vor ihnen auf den Boden schmeißen. Kalpanas Kindheit war keine Ausnahme.

Mit zwölf Jahren verheiratet

"Die Gesellschaft, in die ich hinein geboren wurde, erlaubte es Mädchen nicht, einen Schulabschluss zu machen", erzählt sie. "Schon gar nicht als Dalit. Die Mädchen wurden mit neun oder zehn Jahren verheiratet. Ich habe keinen Schulabschluss. Ich wurde mit zwölf Jahren verheiratet."

Kalpana wurde in ihrem neuen Zuhause regelmäßig geschlagen. Ihr Vater war nach einem Besuch so geschockt von ihrem Anblick, dass er eine Scheidung erlaubte. So etwas ist auf dem Land für die meisten Menschen undenkbar. Kalpana war in ihrem Dorf eine Geächtete. Sie versuchte, sich mit Rattengift umzubringen. Aber eine Tante fand sie gerade noch rechtzeitig.

Einmalige Chance in Mumbai

Das junge Mädchen entschied danach, in der Metropole Mumbai ihr Glück zu versuchen. Dort kam Kalpana bei Verwandten unter. Sie arbeitete für weniger als einen Euro am Tag in einer Schneiderei. Mit der Zeit lernte sie, wie sie Finanzhilfen beim Staat beantragen konnte. Sie übernahm nach und nach auch die bürokratische Arbeit für andere Einwohner des Slums, in dem sie arbeitete. Kalpana berichtet, sie habe das nachts gemacht. "Obwohl ich zehn bis 15 Stunden tagsüber schuften musste, war ich noch besessen genug, all diese Bürokratie zu erledigen."

Kalpana wurde im Slum eine kleine Berühmtheit. Als Indiens Regierung 1991 die Wirtschaft des Landes öffnete, begann Mumbai, sich rasant zu verändern. Viele Banken wurden hier gegründet, westliche Firmen kamen in die Stadt. Die Immobilienpreise schossen in astronomische Höhen.

Quelle: tagesschau.de

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