Ähnlich ist es um die Situation zwischen der EU und dem Reich der Mitte bestellt. Im Mai stimmten die EU-Parlamentarier gegen die Anerkennung Chinas als Marktwirtschaft – aus Angst, dass dies die „Schutzzölle“ gegen billige chinesische Produkte, zum Beispiel gegen chinesischen Stahl, gefährden könnte. Peking drohte den Europäern seinerseits mit einem Handelskrieg, dessen Preis laut der Nachrichtenagentur Xinhua „viel zu hoch“ werden könnte.
Europäische, darunter auch deutsche, Unternehmen beklagen sich über ständig neue Hindernisse auf dem chinesischen Markt. Zudem ist man in der Alten Welt darüber besorgt, dass China massiv Anteile an europäischen High-Tech-Unternehmen kauft.
Die Europäische Handelskammer in Peking veröffentlichte gestern die Ergebnisse einer Umfrage des Forschungsinstituts Business Confidence Survey unter den Mitgliedern. 56 Prozent der befragten Unternehmen gaben zu, dass chinesische Beamte nicht mehr so leicht wie früher „zu schmieren seien“ und dass sie keine gleichen Wettbewerbsmöglichkeiten gegenüber chinesischen Unternehmen haben. 60 Prozent der Unternehmen meinten, dass ihre Aktivitäten durch die chinesische Zensur im Internet beeinträchtigt würden. Nur 47 Prozent der Befragten wollen in China künftig noch intensiver tätig werden, wobei diese Zahl vor drei Jahren noch 86 Prozent betragen hatte.
Auffallend sind auch die Investitionszahlen: Die europäischen Anlagen in China sind 2015 um neun Prozent auf 9,3 Milliarden Euro zurückgegangen. Chinesische Unternehmen investierten derweil nahezu 20 Milliarden Euro in Europa.
Die sich immer weiter zuspitzenden Probleme, vor allem im Wirtschafts- und Handelsbereich, werden auf der Tagesordnung der bevorstehenden Deutsch-Chinesischen Regierungsberatungen stehen. Ihre Dynamik steht in aktuellen Krisenzeiten für beide Seiten im Vordergrund. Im vorigen Jahr belief sich der gegenseitige Handelsumsatz auf mehr als 160 Milliarden Euro.
In Berlin macht man sich derweil Sorgen über den „Kaufrausch“ chinesischer Investoren in Deutschland. Vor allem interessieren sie sich für High-Tech-Unternehmen. Im Januar wurde beispielsweise ein Betrieb des Konzerns Krauss-Maffei für fast eine Milliarde Euro vom Konsortium Chemchina gekauft. Erst vor wenigen Tagen berichtete dpa von der Unterzeichnung des Kaufvertrags für den Flughafen Frankfurt-Hahn durch einen chinesischen Unternehmer.
Darüber hinaus wird derzeit die mögliche Übernahme eines Kuka-Betriebs durch den chinesischen Konzern Midea heftig diskutiert. Die Chinesen bieten 4,5 Milliarden Euro. Dabei beläuft sich ihr Anteil an Kuka ohnehin schon auf 13,5 Prozent. Ihr Ziel sei aber die 30-Prozent-Marke.
Der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel soll sogar persönlich nach einem deutschen Investor für Kuka gesucht haben, hieß es weiter, doch niemand wollte sich mit den Chinesen anlegen.
Quelle : sputnik.de
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