Der Stadion-DJ macht bei der EM jede Stimmung platt

  17 Juni 2016    Gelesen: 549
Der Stadion-DJ macht bei der EM jede Stimmung platt
Die Fans sind bislang das Beste an dieser EM. Doch die Uefa erstickt selbst die lautesten Gesänge mit ohrenbetäubender Techno-Musik à la David Guetta. Besonders schlimm ist der Countdown zum Anstoß.
Man hätte schon zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel ahnen müssen, dass es übel ausgehen wird. Da stellte die Europäische Fußball-Union Uefa David Guetta als "offiziellen Musikbotschafter" dieser EM vor und bereitete damit den Weg für das musikalisch wohl grauenvollste Turnier der Fußball-Geschichte. Und das liegt noch nicht mal nur am König des Kirmestechno.

Natürlich, seine sogenannte Hymne "This One`s for You" war Kernstück der langweiligen Eröffnungsshow, deren beste Eigenschaft darin bestand, schnell vorbeizugehen. Seitdem läuft das Lied im Vorprogramm eines jeden EM-Spiels. Doch was danach in den Minuten bis zum Anpfiff folgt, ist noch viel schlimmer.

Stadion-DJ erstickt jeden Fangesang

Die Uefa hatte die Idee, vor jede Partie eine knapp fünfminütige Mini-Eröffnungsshow zu stellen. Handgezählte 161 Kinder tanzen, tragen Fahnen und überdimensionale Trikots auf den Rasen und formen zum Abschluss den Namen der Spielorte aus riesigen Buchstaben. So weit, so schön. Wenn es denn klappt...

Es ist das gute Recht jeder Stadt, sich bestmöglich präsentieren zu wollen. Die Idee, dicke, dünne, große, kleine, hell- und dunkelhäutige Kinder aus der Region einzubinden, hat durchaus Charme.

Sie vor jedem (!) Spiel die immer gleichen Pirouetten drehen zu lassen, wirkt jedoch gezwungen. Und vor allem: Warum müssen sie dabei von Utz-Utz-Musik im Guetta-Style begleitet werden, die dazu noch in einer derart ohrenbetäubenden Lautstärke scheppert, dass jeder Fangesang erstickt wird?

Sehnsucht nach der Bundesliga

Das ist nämlich das Resultat der Choreografie der "This One`s for You"-Uefa. Spätestens der zehnsekündige Countdown zum Anstoß sorgt dafür, dass selbst in den Stadien, in den die Nationalhymnen leidenschaftlich mitgeschmettert wurden, Ruhe ist, wenn der Ball rollt.

Sogar Iren und Schweden, die ungekrönten Partykönige dieses Turniers, wendeten sich genervt ab und brauchten eine Weile, um wieder loszulegen. In der Bundesliga endet das Musikprogramm in den allermeisten Stadien zehn Minuten vor dem Anpfiff, es folgt maximal noch die Vereinshymne. Man bekommt fast Sehnsucht, wenn man in einem EM-Stadion sitzt.

Das spielerische Niveau der ersten Vorrundenspiele ist überschaubar, es gibt Krawalle auf den Tribünen, die Preise für Getränke (Bier: sieben Euro) und Snacks (Sandwich: sechs Euro) sind unanständig hoch. Das mit Abstand Beste an dieser EM sind bislang die Zuschauer, die zahlreich, bunt und bestens gelaunt (zumindest 99 Prozent) in die Arenen pilgern. Doch sie werden plattgemacht vom Stadion-DJ. Diese EM ist bislang so weit entfernt von den Fans wie David Guetta von "You`ll never walk alone".

Quelle : Welt.de

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