Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan führte am gestrigen Sonntagabend ein Telefongespräch mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas über den jüngsten Vorstoß zur Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Israel. Nach Angaben einer anonymen Quelle aus dem Amt des türkischen Staatspräsidenten teilte Erdogan Abbas mit, dass Ankara eine Einigung mit Tel Aviv erzielt habe, die die humanitären Verhältnisse in Gaza verbessern werde. Abbas erwiderte, seine Regierung begrüße diese Entwicklungen und bedankte sich bei Erdogan, dass die Türkei auf der Aufhebung der Gaza-Blockade, die die dritte Bedingung der Türkei für die Normalisierung der türkisch-israelischen Beziehungen war, bestanden habe, so die Quelle weiter.
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hat sich am heutigen Montag zu dem mit Israel erzielten Abkommen, das am morgigen Dienstag unterzeichnet werden soll, geäußert. Yildirim erklärte auf der im Cankaya-Palast in Ankara abgehaltenen Pressekonferenz, dass beide Länder wieder Botschafter entsenden würden. Israel werde an die Familienangehörigen der Opfer des Angriffs auf die Mavi Marmara Entschädigungszahlungen in Höhe von 20 Millionen US-Dollar entrichten, so Yildirim weiter.
Am Freitag sollen aus der südtürkischen Hafenstadt Mersin 10.000 Tonnen Hilfsgüter über den israelischen Hafen Aschdod nach Gaza verschifft werden. Die Türkei werde nun über Aschdod unbegrenzt Hilfsgüter in den Gazastreifen liefern können, so die Quelle weiter. Es sollen aber auch ein Krankenhaus, Wohnhäuser, Kraftwerke und eine Entsalzungsanlage errichtet werden. Die Beziehungen zwischen Ankara und Tel Aviv befanden sich seit dem Jahr 2010 auf dem Tiefstand.
Damals waren sechs zivile Schiffe einer Hilfsflotte in internationalen Gewässern von israelischen Sicherheitskräften angegriffen worden. Die Aktivisten hatten versucht, die von Israel verhängte Blockade über dem Gazastreifen zu brechen. Neun türkische Staatsbürger wurden getötet, 30 weitere Personen verletzt. Eine Person starb nach fast vier Jahren nach dem Zwischenfall, bei dem er sich ernsthafte Verletzungen zugezogen hatte. Die Türkei hatte nach dem Angriff eine offizielle Entschuldigung von Israel, Entschädigungszahlungen für die Angehörigen der Opfer sowie die Aufhebung der Gaza-Blockade verlangt.
2013 hatte sich Netanhjahu beim damaligen türkischen Minister- und jetzigen Staatspräsidenten Erdogan wegen des Angriffs entschuldigt. In den vergangenen Monaten hatten die beiden Länder Gespräche zur Normalisierung der Beziehungen aufgenommen.
Tags: