Welche Fußballer dürfen bei Olympischen Spielen antreten?
Bevor es Fußballweltmeisterschaften gab, waren die Fußballwettbewerbe der Olympischen Spiele die wichtigsten internationalen Turniere. In Uruguay nimmt man die beiden Goldmedaillen der Nationalmannschaft bei den Spielen 1924 und 1928 sogar so ernst, dass das Logo des Verbands vier Sterne zieren. Die beiden Olympiasiege zählen in dieser Logik genauso viel wie die beiden WM-Titel 1930 und 1950.
Bis in die Siebzigerjahre hinein durften nur Amateure bei den Spielen antreten. Auch dadurch stand das Olympische Fußballturnier zumindest im Westen im Schatten von Welt- und Europameisterschaften. Die Länder des Ostblocks hingegen hatten mit ihren offiziell als Amateure geführten Sportlern große Erfolge: Von 1948 bis 1980 wurden alle Goldmedaillen von sozialistischen Staaten gewonnen.
Seit 1984 dürfen Profisportler an den Spielen teilnehmen. Im Herrenfußball dürfen allerdings nur drei Spieler eines Kaders am 1. Januar des Olympiajahrs älter als 22 Jahre gewesen sein.
Warum war Deutschland so lange nicht dabei?
Während an Weltmeisterschaften inzwischen 13 bis 14 europäische Länder teilnehmen, werden der Uefa bei Olympia nur vier Startplätze zugestanden. Diese werden bei der U21-EM des Vorjahrs ausgespielt. Die vier Halbfinalisten dieses Turniers qualifizieren sich für Olympia.
Da aber die U21-EM alle zwei Jahre ausgetragen wird, die Spiele aber nur alle vier Jahre, bringt nur jede zweite U21-EM die Olympiaqualifikation mit sich. So erklärt sich, dass Deutschlands U21-Europameister von 2009 nicht mit einer Olympiateilnahme belohnt wurden.
Der etwas willkürliche Auswahlmodus und die wenigen europäischen Startplätze sind auch der Grund dafür, dass in Rio weder Italien noch Frankreich oder Spanien antreten, Deutschland also als einzige große Fußballnation Europa vertritt. England verzichtet ohnehin, da nur eine gesamtbritische Mannschaft vom IOC akzeptiert würde.
Tritt der DFB jetzt mit der bestmöglichen Mannschaft an?
Keineswegs. Das Olympische Turnier steht nicht im Spielkalender der Fifa. Es gibt daher keine Abstellungspflicht für die Vereine. Der Verband muss sich also mit den Klubs einigen und ist auf deren Wohlwollen angewiesen. In der Praxis will Trainer Horst Hrubesch höchstens zwei Spieler pro Klub mitnehmen. Profis, die bei der Europameisterschaft waren, kommen zum Beispiel gar nicht infrage, obwohl etwa Emre Can, Marc-André ter Stegen und Joshua Kimmich bei der U21-EM die Qualifikation mit herausgespielt hatten.
Wie läuft das Turnier ab?
16 Mannschaften sind in Brasilien dabei und tragen in sechs Städten zunächst eine Vorrunde mit vier Vierergruppen aus. In der Gruppenphase muss Deutschland gegen Mexiko, Südkorea und Fidschi antreten. Sollte die Mannschaft einen der ersten beiden Gruppenplätze belegen, ginge es im Viertelfinale weiter, ab da wird im K.-o.-Modus gespielt.
Und die Bundesliga?
Deren Spielplan nimmt, anders als die Vereine, immerhin Rücksicht auf Olympia und startet erst eine Woche nach dem Ende der Spiele in die neue Saison. Anders die zweite Liga, die bereits drei Wochen früher beginnt, nämlich genau am Abend der Eröffnungsfeier in Rio. Auch die Premier League schert sich nicht um die Spiele und beginnt am mittleren Olympiawochenende.
Quelle : spiegel,de
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