Attentäter probte wohl den Lastwagenanschlag
Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP soll der Attentäter von Nizza mindestens zweimal mit dem LKW die Promenade des Anglais befahren haben.
Offenbar hatte Mohamed Lahouaiej-Bouhlel die Horrortat länger geplant und möglicherweise auch geprobt.
Zwei weitere Festnahmen nach Anschlag
Nach dem Anschlag von Nizza hat die Polizei zwei weitere Festnahmen bekanntgegeben. Eine Frau und ein Mann mit Verbindungen zu dem Attentäter seien gefasst worden, verlautete am Sonntag aus Justizkreisen.
Nach den Anschläge waren schon vier Männer und die Ex-Frau des Attentäters festgenommen worden. Die fünf bereits am Samstag Festgenommenen blieben zunächst in Gewahrsam. Im Fokus der Ermittlungen steht die Frage, ob der Fahrer des Lastwagens Komplizen hatte oder ob er alleine handelte.
Blitz-Radikalisierung des Nizza Attentäters
Wie am Sonntag aus Ermittlerkreisen verlautete, sollen mehrere Zeugen der Polizei bestätigt haben, dass der Attentäter religiös gewesen sei.
Frankreichs Premierminister Manuel Valls ist davon überzeugt, dass der Attentäter von Nizza ein radikaler Islamist war – wenn auch erst seit kurzem. Bei den Ermittlungen sei herausgekommen, "dass sich der Attentäter sehr schnell radikalisiert hat", sagte Valls der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche". Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) rufe auch gezielt Einzeltäter, "die unseren Geheimdiensten unbekannt sind", zu Anschlägen auf.
Der IS gebe instabilen Personen ein ideologisches Rüstzeug, das ihren Taten einen Sinn verleihe. "Genau das ist wahrscheinlich im Fall von Nizza passiert", sagte Valls.
Valls sagte in dem Interview auch, der Terrorismus werde "noch lange" zum Alltag der Franzosen gehören. Die terroristische Bedrohung dürfe aber nicht zu einer "Trumpisierung" führen, sagte er mit Blick auf den populistischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump. Die Franzosen dürften ihren Rechtsstaat und ihre Werte nicht in Frage stellen.
Valls äußerte zugleich die Befürchtung, dass es zu weiteren Anschlägen in Frankreich kommen wird. "Es ist schwer, dies zu sagen, aber es wird weitere Todesopfer geben." Um die überlasteten Sicherheitskräfte zu unterstützen, rief Innenminister Bernard Cazeneuve am Samstag "patriotische Bürger" dazu auf, sich als Reservisten zur Verfügung zu stellen.
Aus der Opposition kommen massive Vorwürfe an die Adresse Cazeneuves. Die Chefin des rechtsgerichteten Front National, Marine Le Pen, hielt ihm schwerwiegende Versäumnisse beim Schutz der Bürger vor und forderte seinen Rücktritt.
"Soldat des Islamischen Staats"
In Nizza war ein 31-jähriger Tunesier am späten Donnerstagabend kurz nach dem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag auf der Strandpromenade mit einem Lastwagen durch eine Menschenmenge gefahren und hatte dabei mindestens 84 Menschen getötet und zahlreiche weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt, bevor Polizisten ihn erschossen.
Die IS-Miliz beanspruchte den Anschlag am Samstag für sich. Sie erklärte über ihre Nachrichtenagentur Amak, der Täter sei ein "Soldat des Islamischen Staats". Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Der Attentäter war den französischen Geheimdiensten nicht als Islamist bekannt. Er trat lediglich im Zusammenhang mit Kleinkriminalität in Erscheinung und galt zudem als gewalttätig und depressiv.
Die Polizei nahm bislang fünf Menschen aus dem Umfeld des Täters in Gewahrsam, seine Ex-Frau und vier Männer. Sie gaben nach Angaben aus Polizeikreisen bei den Verhören an, dass sich der Attentäter erst "kürzlich" radikalisiert habe.
Quelle: n24.de