Donald Trumps größter Fan heißt Melania Trump und ist seine Gattin. Ehefrau Nummer drei, um genau zu sein. "Donald denkt groß, er setzt Dinge durch. Unser Land und die Welt brauchen eine neue, starke Führung", ruft Melania ins Mikrofon, dann kommt Donald auf die Bühne und gibt ihr zum Dank einen dicken Schmatzer auf die Wange.
Willkommen beim Parteitag der Republikaner in Cleveland, einer bizarren Mischung aus Politik, Show und Realsatire. Willkommen in der Welt des Donald Trump.
Der Auftritt von Gattin Melania ist nur der Auftakt einer ganzen Serie von Reden von Familienangehörigen des Kandidaten beim Parteitag im nördlichen Bundesstaat Ohio. Nach der Rede von Melania sollen in den kommenden Tagen sowohl die Söhne Donald Junior und Eric als auch Tochter Ivanka für ihren Vater sprechen. Wie schon im Vorwahlkampf setzt Trump seine Frau und Kinder bei dem Mammuttreffen mit gut 2500 Delegierten gezielt ein, um sich als treusorgender Familienmensch zu inszenieren.
Eigentlich. Denn nach Melania Trumps Auftritt wird vor allem darüber geredet, dass sie Teile ihrer Rede wohl bei First Lady Michelle Obama abgekupfert hat. 2008 sprach Michelle Obama auf dem Parteitag der Demokraten über Werte, die sie an ihre Kinder weitergeben wolle. Melania fiel offenbar nicht viel zu ihren eigenen Werten ein, sodass sie die Passagen einfach recycelte. Der geplante schillernde Auftritt geriet im Nachhinein zum peinlichen Fehltritt.
Familie, Freude, Eierkuchen
Dabei will Trump mit der Familieninszenierung auch die tiefe Spaltung seiner Partei vergessen machen. Die Republikaner präsentieren sich bei diesem Parteitag zerstritten wie selten. Etliche Delegierte lehnen den Kandidaten Trump weiterhin klar ab. Sie sind nicht in der Mehrheit, sorgten in Cleveland aber zum Auftakt für tumultartige Szenen.
Die Familienshow ist zugleich aus der Not geboren. Trump hatte auf seine unnachahmliche Art schon vor Monaten getönt, der Parteitag werde großartig, eine riesige Sache mit tollen Rednern. Wochenlang suchten er und seine Berater nach möglichst glamourösen Gästen, inzwischen ist die Liste der tatsächlichen "Star"-Redner auf ein halbes Dutzend zusammengeschrumpft, darunter sind eine Ex-Astronautin und ein ehemaliges Unterhosenmodel von Calvin Klein.
Allein New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani vermochte zu Beginn, die Delegierten mit einer Law-and-Order-Rede einigermaßen in Jubelstimmung zu bringen. Kaum hatten Giuliani und Melania am ersten Tag geredet, leerten sich die Ränge in der gigantischen Parteitagshalle in Cleveland. Die Kameras der großen US-Sender zeigten leere Reihen. Peinlich für die Partei - und für den Kandidaten.
So oder so kann Trump ein wenig familiären Beistand gut gebrauchen. Vielen amerikanischen Wählern erscheint er als egozentrisch, vor allem Frauen sagen in Umfragen immer wieder, wie unsympathisch sie den Kandidaten finden. Sie könnten bei der Wahl im November entscheidend sein. Frauen stellen inzwischen die Mehrheit der Wähler, Hillary Clinton verfügt bei dieser Gruppe über einen klaren Vorsprung. Frau Trump und die Kinder sollen nun einen bewussten Kontrapunkt setzen.
Quelle: spiegel.de
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