Besser gesagt vom Weingeschäft: "Die Einnahmen sind eindrucksvoll", sagt sie. "Fast hundert Prozent Umsatzwachstum in fünf Jahren." Und das nur dank Donald Trump, der das Weingut 2011 gekauft und gerettet habe. Fazit: Trump sei "ein Visionär", der "das Leben der Menschen verbessern" werde.
Eine hübsche Geschichte. Sie hat nur einen Haken: Die Trump Winery ist weder "das größte Weingut an der Ostküste", wie Trump gerne prahlt - noch gehört sie ihm. Wie so oft leiht er nur seinen Namen. Die Kellerei selbst stellt auf ihrer Internetseite klar, sie habe "mit Donald J. Trump nichts zu tun".
Flunkern, schwindeln, schamlos lügen
Selten wurde auf einem US-Parteitag die Wahrheit so mit Füßen getreten wie bei dem Republikaner-Treffen in Cleveland. Ein Redner nach dem anderen tritt da ans Podium der Quicken Loans Arena, benannt nach einer unter Betrugsverdacht stehenden Hypothekenfirma, und beschwört eine bizarre Fantasiewelt, in der Amerika am Abgrund steht, Hillary Clinton eine Mörderin ist und Donald Trump ein ehrenwerter Geschäftsmann/Winzer. Und je schamloser die Lüge, desto lauter der Jubel der Delegierten.
Sicher: US-Wahlkämpfe sind selten Fanale der Fakten. Sogenannte Spin-Doctors manipulieren die Medien, Parteitage sind Infomercials, TV-Spots sind oft Mittel infamen Rufmords. Schon 2005 erfand Comedian Stephen Colbert den Begriff "truthiness" für George W. Bushs Halbwahrheiten.
Doch nie zuvor ging es so weit wie jetzt in Cleveland. Willkommen beim Festival der Lügen.
Der Mini-Skandal um Melania
Es ging am Montag los: Unter großem Beifall beschuldigten da zwei Ex-Marineinfanteristen die damalige Außenministerin Clinton, sie 2012 während des Terroranschlags von Bengasi eiskalt im Stich gelassen zu haben - obwohl dieses Szenario lange widerlegt sind. Sie mache Clinton persönlich dafür verantwortlich, sagte auch Pat Smith, die Mutter des in Bengasi umgekommenen Diplomaten Sean Smith.
So ging es weiter. Unter Präsident Barack Obama seien Amerikas Städte viel unsicherer geworden (das Gegenteil ist der Fall), sei die Arbeitslosenquote gestiegen (das Gegenteil ist der Fall), seien die Löhne gesunken (das Gegenteil ist der Fall).
Der bisherige Höhepunkt aber war ungeplant: Der Wirbel um Melania Trumps Lobrede auf ihren Gatten, die teils von einer Rede Michelle Obamas geklaut war. Der Mini-Skandal wäre schnell wieder abgeflaut, hätte Trumps Team nicht alles noch schlimmer gemacht: Auch am Dienstag dementierte es das klare Plagiat weiter - und verstrickte sich so noch tiefer in der Lüge.
In Cleveland offenbart sich Trumps wahre Welt
"Lügen ist seine zweite Natur", sagt Tony Schwartz, der Ghostwriter des Trump-Bestsellers "The Art of the Deal", in einem Interview mit dem "New Yorker", das diese Woche für zahlreiche Schlagzeilen sorgte. Denn Trumps kompletter Wahlkampf ist von den "Weisheiten" seines Ratgeberbuchs inspiriert - und Schwartz enthüllt nun auch diese Trump-Kreation als weitgehende Fiktion.
Trump sei ein pathologischer Lügner, sagt Schwartz: "Mehr als jeder andere hat Trump die Fähigkeit, sich selbst davon zu überzeugen, dass, was immer er auch sagt wahr ist - oder irgendwie wahr oder zumindest wahr sein sollte."
Mit Lügen wurde Trump überhaupt erst prominent
Sein Vermögen - dessen Höhe er immer skrupelloser übertreibt - beruht auf Erbschaften, öffentlichen Geldern, Seilschaften. Doch der Mythos vom Selfmade-Milliardär sitzt in den USA so tief, dass er nun die Grundlage seines Präsidentschaftsanspruchs bildet.
So begann selbst Trumps Einstieg in die Politik mit einer Lüge: Obama sei nicht in den USA geboren, behauptete er. Diese "Birther"-Legende, über Monate hinweg von Trump angefacht, wurde 2012 zur populärsten Verschwörungstheorie der Republikaner. Bis heute glaubt die Mehrheit der US-Konservativen daran.
Lügen prägen denn auch seinen aktuellen Wahlkampf - und den Parteitag. Von den mexikanischen Einwanderern, die er pauschal als Vergewaltiger diffamierte, bis hin zu diesen "einigen Leuten", die nach dem Massaker von Dallas zu einer Schweigeminute für den Attentäter aufgerufen hätten.
Die Faktencheck-Organisation PolitiFacts ermittelte, dass im bisherigen Wahlkampf nur drei Prozent der Äußerungen Trumps wahr gewesen seien.
Wie Trump auf Kritik reagiert
Doch wenn er dafür zur Rede gestellt wird, reagiert er stets gleich: Er legt noch einen drauf, bestreitet, gesagt zu haben, was er nachweislich gesagt hat, oder bezichtigt im Gegenzug andere der Lüge - vorzugsweise die Kritiker.
So nun auch bei dem Debakel um Melania Trumps partiell plagiierte Rede. Das Dementi ist jedoch diesmal so dreist, dass die US-Medien - lange die größten Trump-Fans - nicht mehr mitspielen. Gnadenlos haben sie sich in den Skandal verbissen, so dass er auch den zweiten Tag in Cleveland noch überschattet.
Na und? Trumps Ex-Rivale Ben Carson, einer der letzten Redner am Dienstag, findet es gar nicht schlimm, dass Mrs. Trump von Mrs. Obama geklaut habe: "Das ist etwas Wundervolles für Amerika", sagt er am Rande des Parteitags. "Demokraten und Republikaner haben dieselben Ideen."
Quelle : spiegel.de
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