Zika-Gefahr durch Olympia gering

  26 Juli 2016    Gelesen: 1022
Zika-Gefahr durch Olympia gering
Müssen wir fürchten, dass sich das Zika-Virus durch die Olympischen Spiele in Rio noch weiter ausbreitet? Forscher widersprechen in einer neuen Studie – und schlagen sich auf die Seite der WHO.
Das Risiko, das Zika-Virus durch die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro auch in andere Teile der Welt zu verbreiten, ist gering. Das bestätigt nun auch eine Forschergruppe um Joseph Lewnard von der Yale School of Public Health. Die Wissenschaftler kalkulierten mit Hilfe eines mathematischen Modells, welche Gefahr Zika für die Teilnehmer der Veranstaltung – und für den Rest der Welt – darstellt. Dabei flossen unter anderem Daten zur aktuellen Zika-Ausbreitung in Rio ein, zur Jahreszeit und zu Reisebewegungen.

Im absoluten Worst Case, rechnen die Forscher vor, könnten sich 3 bis 37 pro 1000 Athleten, Zuschauer, Medienvertreter oder Händler mit dem Virus anstecken und es mit in ihre Heimatländer bringen. Damit läge die Zahl der Infektionen immerhin deutlich über jenen Schätzungen, die andere Wissenschaftlerteams bereits vornahmen. In ihren Kalkulationen gingen sie etwa von einem Risiko von 1 zu 31 000 oder 1 zu 10 000 aus. Mit einer weltweiten Zika-Pandemie müsse man aber trotzdem wohl nicht rechnen, sagen die Autoren des aktuellen Papers: So würde erwartungsgemäß etwa die Hälfte der Olympiabesucher nach den Spielen wieder in einkommensstarke Industrieländer zurückreisen – und dass sich Zika hier im großen Stil ausbreitet, sei eher unwahrscheinlich. Rund 30 Prozent der Besucher kämen zudem voraussichtlich aus anderen Ländern Lateinamerikas, in denen das Virus ohnehin schon vorherrscht. In Brasilien ist zudem derzeit Winter, die Stechmücken, die das Virus übertragen, sind weniger aktiv.

Die Ergebnisse der Forscher stützen damit die Position der Weltgesundheitsorganisation WHO, die ebenfalls angibt, die Olympischen Spiele würden kein besonderes Risiko im Bezug auf die Zika-Ausbreitung darstellen. Brasilien sei lediglich eines von inzwischen fast 60 verschiedenen Ländern und Gebieten, in denen sich Zika verbreitet. Auch in den anderen Regionen würde nach wie vor reger Reiseverkehr bestehen – und somit die Gefahr, dass Zika in Staaten gelangt, die mit dem Virus bislang noch keine Last haben. Die beste Möglichkeit, sich vor einer Infektion zu schützen, bestünde darin, den Gesundheits- und Reisehinweisen zu folgen. Wer zu den Olympischen Spielen reist, sollte etwa in erster Linie versuchen, sich gegen Mückenstichen zu wappnen, empfiehlt die WHO – zum Beispiel mit Repellents oder möglichst heller, langer Kleidung. Zudem sollte ungeschützter Geschlechtsverkehr vermieden werden – auch in den ersten acht Wochen nach der Rückkehr –, da inzwischen einzelne Fälle bekannt sind, in denen das Virus auf diesem Weg von Mensch zu Mensch übertragen wurde. Schwangeren rät die WHO, von einer Reise nach Rio de Janeiro abzusehen.

Zika hat sich in den vergangenen zwei Jahren rasant in Brasilien ausgebreitet. Obwohl viele Betroffene nur milde oder gar keine Symptome verspüren, steht das Virus in Verdacht, möglicherweise auch für Nervenschäden bei Erwachsenen verantwortlich zu sein; dass es bei ungeborenen Kindern schwere Entwicklungsstörungen auslösen kann, gilt inzwischen als gesichert. Mehr als 200 Wissenschaftler forderten die WHO daher in einem offenen Brief dazu auf, die Olympischen Spiele zu verschieben oder an einen zika-sicheren Ort zu verlegen. Auch manche Athleten kündigten an, den Sommerspielen auf Grund des Zika-Risikos fernzubleiben.


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