US-Präsidentschaftswahl: Demokraten küren Clinton offiziell zur Kandidatin

  27 Juli 2016    Gelesen: 349
US-Präsidentschaftswahl: Demokraten küren Clinton offiziell zur Kandidatin
Mit Hillary Clinton ist erstmals eine Frau Präsidentschaftskandidatin einer der großen Parteien in den USA. Beim Konvent in Philadelphia kommt die größte Lobeshymne von ihrem Ehemann.
Sie hat es geschafft: Hillary Clinton war schon First Lady der USA, sie war Senatorin und amerikanische Außenministerin - jetzt ist sie offiziell die Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten. Die Delegierten kürten Clinton auf dem Parteitag in Philadelphia zu ihrer Bewerberin im Kampf ums Weiße Haus.

Die 68-Jährige ist die erste Frau in der US-Geschichte, die von einer der großen Parteien nominiert wird. Als sie die nötige Anzahl an Delegiertenstimmen erreicht hatte, wurde auf ihrem Twitter-Account das Foto einer strahlenden Clinton veröffentlicht, ergänzt bloß um ein Wort: "Geschichte."

Clinton wird gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump antreten. Der ist wegen seiner populistischen Äußerungen umstritten, liegt in einer aktuellen CNN-Umfrage aber knapp vor Clinton. Es wird erwartet, dass es bis zur Wahl am 8. November zu heftigen Auseinandersetzungen der beiden Lager kommt.

Im innerparteilichen Vorwahlkampf der Demokraten hatte sich Clinton zuletzt auch gegen ihren ärgsten Konkurrenten Bernie Sanders durchgesetzt. Inzwischen unterstützt der Senator aus Vermont Clinton. Bei der Stimmabgabe in Philadelphia verkündete er ihren Sieg. Schon am Vortag hatte Sanders beim Konvent eine flammende Rede gehalten und erklärt, Clinton müsse "die nächste Präsidentin der USA werden". Auch der Auftritt und die bewegenden Worte von First Lady Michelle Obama wurden vielfach gelobt.

Liebeserklärung von Bill Clinton

Am Dienstag war Bill Clinton der Hauptredner: Der Ex-Präsident schwärmte in den höchsten Tönen von seiner Ehefrau Hillary. Ausführlich schilderte er, wie sich die beiden 1971 kennengelernt haben; wie sie den ersten Heiratsantrag in Großbritannien ablehnte und den dritten dann doch annahm - da hatte er gerade ein Haus für beide gekauft. "Ich habe meine beste Freundin geheiratet", sagte Bill Clinton. Er erzählte auch von der Geburt der gemeinsamen Tochter Chelsea - "der beste Moment meines Lebens".

Hillary Clinton sei die "beste Mutter der Welt", die "geborene Anführerin", die "Macherin schlechthin", und überhaupt: "Dass ich sie kennenlernen durfte, ist das größte Geschenk, das Hillary mir je gemacht hat."

Die biografischen Details aus ihrem gemeinsam Leben ergänzte Bill Clinton bei seiner Rede immer wieder mit den beruflichen Erfolgen seiner Ehefrau. Die Botschaft des Ex-Präsidenten war deutlich: Niemand sei für den Job geeigneter als sie.

Nach der Rede von Bill Clinton wurde Hillary per Video in die Halle zugeschaltet: "Ich mag die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden", sagte sie an junge Mädchen gerichtet. "Aber eine von euch ist die nächste."

Wenn man als Frau in die Politik geht, ..."

Am Mittwoch sollen in Philadelphia der amtierende Präsident Barack Obama, sein Vize Joe Biden sowie Hillary Clintons Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine sprechen. Zudem soll Clinton ihre Nominierung dann formell annehmen.

Ihre Kür zur Kandidatin galt als sicher. Beim Konvent wurde allerdings deutlich, dass sie in der Partei nicht auf ungeteilte Begeisterung stürzt: Auch am zweiten Tag der Versammlung brachen Sanders-Anhänger immer wieder in stürmische "Bernie, Bernie"-Sprechchöre aus. Einige von ihnen versuchten, das Pressezentrum in Philadelphia zu besetzen. Die Polizei drängte die Delegierten ab, sie protestierten schließlich friedlich vor den Medien-Arbeitsräumen.

Clinton hatte im Vorfeld erklärt, sie wolle als erste Frau im Weißen Haus die Politik des ersten afroamerikanischen Präsidenten fortsetzen. Dies gilt besonders für Themen wie Gesundheitspolitik und den Kampf gegen Schusswaffenmissbrauch. Obama regiert seit knapp acht Jahren. Er hatte sich bei der Wahl 2008 im Vorwahlkampf überraschend gegen die damals favorisierte Clinton durchgesetzt.

Wenige Tage vor ihrer Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin wurde Clinton gefragt, was ihre besonderen Fähigkeiten seien. Ihre Antwort: "Wenn man als Frau in die Politik geht, braucht man eine Haut, so dick wie bei einem Rhinozeros." Die habe sie sich zugelegt.

Quelle : spiegel.de

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