IS-Terrorist trug bereits eine Fußfessel

  27 Juli 2016    Gelesen: 514
IS-Terrorist trug bereits eine Fußfessel
Der Kirchen-Angreifer in der Normandie wollte sich dem Islamischen Staat anschließen. Er war der Polizei bekannt, trug eine Fußfessel. Zum Tatzeitpunkt aber war sie deaktiviert - wie jeden Morgen.

Nach der Ermordung eines Priesters in dem kleinen Ort Saint-Etienne-du-Rouvray in der Normandie werden immer mehr Details zu den Hintergründen der Tat bekannt. Zumindest einer der beiden später getöteten Angreifer war als Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat polizeibekannt und wurde mit einer Fußfessel überwacht.

Der 19-jährige Adel Kermiche lebte mit seiner Familie in Saint-Etienne-du-Rouvray, wo er am Dienstagmorgen gemeinsam mit einem Komplizen zur Morgenmesse in die Kirche stürmte und den Priester sowie mehrere Kirchgänger als Geiseln nahm. Dem 85-jährigen Geistlichen hätten die beiden vor laufender Kamera die Kehle durchgeschnitten, sagte Augenzeugin Schwester Danielle im französischen Fernsehsender BFM.

Zum Zeitpunkt der Tat sei die Fußfessel wie jeden Morgen deaktiviert gewesen, sagte Molins. Er und der andere Angreifer, dessen Identifizierung noch nicht abgeschlossen sei, hätten Sprengstoffattrappen dabei gehabt und seien mit "Allahu Akbar"-Rufen auf die Polizisten zugestürmt, sagte Staatsanwalt François Molins. Daraufhin seien sie erschossen worden.

Angreifer wurde in Deutschland festgenommen

Zweimal hatte Kermiche im vergangenen Jahr versucht, nach Syrien zu reisen, wie Molins darlegte. Beim ersten Mal im März 2015 – kurz vor seinem 18. Geburtstag – versuchte er es über Deutschland unter der Identität seines Bruders. Er wurde in Deutschland aber nach einem Hinweis eines Familienmitglieds festgenommen und zurück nach Frankreich geschickt.
Weniger als zwei Monate später unternahm er den zweiten Versuch, diesmal über die Schweiz. Die Reise endete in der Türkei, wo Kermiche gemäß einem internationalen Haftbefehl festgenommen wurde, bevor er über die Schweiz nach Frankreich ausgeliefert wurde.

Dieses Mal kam der junge Mann, der am 25. März 1997 in der bei Rouen gelegenen Gemeinde Mont-Saint-Aignan geboren wurde, in Untersuchungshaft. Die Justiz beschuldigte ihn der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Verbindung mit einem Terrorvorhaben. Im März 2016 wurde er aber unter strengen Auflagen und mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen.

Das birgt gewaltigen politischen Sprengstoff: Wieder schlug in Frankreich ein Attentäter zu, der den Sicherheitsbehörden wohlbekannt war. Die Behörden müssen sich fragen lassen, ob der Anschlag in Saint-Etienne-du-Rouvray nicht hätte verhindert werden können.

Hollande: "Frankreich im Krieg mit dem IS"

Der IS ließ über sein Sprachrohr Aamaq wissen, dass "zwei Soldaten des Islamischen Staats" den Angriff in der Normandie ausgeführt hätten. Sie seien dem Aufruf gefolgt, Anschläge in Staaten zu verüben, die der US-geführten Anti-IS-Koalition angehörten.

Staatspräsident François Hollande sprach von einem abscheulichen Angriff, der zeige, dass sich Frankreich im Krieg mit dem IS befinde. "Dieser Krieg muss mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln geführt werden."

Auch der Rest der Welt reagierte mit Abscheu und Entsetzen auf den Priestermord, der zudem wohl der erste bekannte IS-Angriff auf eine Kirche in einem westlichen Land gewesen ist. Im vergangenen Jahr war eine Kirche in Paris ins Visier genommen worden, der Angriff aber nicht ausgeführt worden. Papst Franziskus verurteilte die Ermordung Hamels aufs Schärfste. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, der Angriff sei besonders schlimm, "weil diese entsetzliche Gewalt in einer Kirche, einem heiligen Ort, in dem die Liebe Gottes verkündet wird", verübt worden sei.

Frankreich befindet sich wieder in höchster Alarmbereitschaft, nachdem bei einem Anschlag in Nizza am 14. Juli 84 Menschen getötet worden waren. Zudem wurde das Land im vergangenen Jahr von einer Serie anderer tödlicher Angriffe heimgesucht, zu denen sich zum Teil ebenfalls der IS bekannte.

Quelle: n24.de

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