Schlupfloch für Lobbyisten
Neben diesem transparenten Weg gibt es aber ein Schlupfloch. Lobbyisten können sich auch über die parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktionen Zugang verschaffen. Jeder Lobbyist, dessen Antrag auf einen Hausausweis von einem dieser Geschäftsführer gegengezeichnet ist, erhält die Karte. Die Verwaltung prüft nur noch Sicherheitsfragen. Nach Auskunft des Bundestags haben auf diesem Weg fast 1000 Lobbyisten dauerhaften Zugang zu den Gebäuden.
Bundestag verweigert Herausgabe der Namen von Lobbyisten
Fast 1000 Lobbyisten haben über die Fraktionen Hausausweise für den Bundestag bekommen. Doch das Parlament will trotz eines Gerichtsurteils die Namen nicht veröffentlichen.
Abgeordnetenwatch.de hatte deshalb am 10. April 2014 die parlamentarischen Geschäftsführer gebeten, die Namen der Lobbyorganisationen mitzuteilen, denen sie Hausausweise verschafft haben. Grüne und Linke veröffentlichten daraufhin die Namen, Union und SPD nicht. Die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Christine Lambrecht, lehnte das damals gegenüber Abgeordnetenwatch.de "aus datenschutzrechtlichen Gründen" ab.
Abgeordnetenwatch.de klagte daraufhin auf Herausgabe der Listen durch den Bundestag und bekam im Juni vor dem Berliner Verwaltungsgericht recht. Anfang Oktober stimmten dann aber die Vertreter von SPD und Union im Ältestenrat dafür, dass der Bundestag gegen das Urteil Berufung einlegt. Das hat das Parlament inzwischen beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg getan.
Jetzt hat die SPD-Bundestagsfraktion aber doch eine Liste der Lobby-Organisationen veröffentlicht, denen sie Hausausweise verschafft hat. Der Aufstellung zufolge haben derzeit insgesamt 218 Personen über die Sozialdemokraten einen Ausweis. Sie stehen unter anderem in Diensten der Deutschen Telekom, der Barmer GEK, der forschenden Pharmaunternehmen, der Lufthansa, von Rheinmetall und RWE, der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH oder des Verbands der mittelständischen Unternehmen. Mit großem Abstand die meisten Vertreter kommen aber vom SPD-Parteivorstand, der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem DGB-Bundesvorstand (insgesamt 128).
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