Faule Kredite: Rettungsplan für italienische Bank Monte dei Paschi steht

  30 Juli 2016    Gelesen: 769
Faule Kredite: Rettungsplan für italienische Bank Monte dei Paschi steht
Der ältesten Bank der Welt Monte Paschi di Siena drohte die Abwicklung. Doch jetzt genehmigte die EZB ein Konzept, das die Auslagerung fauler Kredite in Milliardenhöhe vorsieht.
Die Rettung der drittgrößten italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena ist in trockenen Tüchern.

Wenige Stunden vor Bekanntgabe der Ergebnisse eines europaweiten Banken-Stresstests gab die Europäische Zentralbank (EZB) grünes Licht für den Plan, mit dem sich die älteste Bank der Welt bis zum Jahresende ihrer faulen Kredite entledigen will.

Die angeschlagene Krisenbank will weit über die Hälfte ihrer faulen Kredite abgeben. Insgesamt 27,7 Milliarden Euro dieser Kredite sollen zu einem Preis von 33 Prozent ihres Buchwerts verkauft werden, erklärte Vorstandschef Fabrizio Viola.

Ende Juni hatte das Institut insgesamt gut 45 Milliarden Euro faule Kredite in ihren Büchern stehen. Damit würde die Bank auf einen Schlag mehr als die Hälfte davon loswerden und etwa 9,2 Milliarden Euro einnehmen. Unter anderem soll dabei der italienische Bankenrettungsfonds Atlante helfen.

Auch eine dringend benötigte Kapitalerhöhung über bis zu fünf Milliarden Euro ist unter Dach und Fach, wie die Nachrichtenagenturen Reuters und dpa übereinstimmend melden. Ein Konsortium von italienischen und ausländischen Banken sichert die Aktienemission ab.

Rettung war Wettlauf gegen die Zeit

Ohne eine Lösung hätte der toskanischen Bank die Abwicklung gedroht. Monte Paschi dürfte wegen der milliardenschweren Risiken in ihrer Bilanz zu den Banken gehören, die bei dem Stresstest am schlechtesten abschneiden (Lesen Sie hier, was Italiens Bankenkrise für deutsche Anleger bedeutet). Die Rettung war deshalb ein Wettlauf gegen die Uhr. Befreit von den ausfallgefährdeten Krediten und mit frischem Kapital käme die Bank nach eigenen Angaben auf eine stabile Kernkapitalquote von 11,4 Prozent.

In der Hoffnung auf eine Lösung hatten die Aktien des Instituts am Freitag mehr als sechs Prozent zugelegt. Trotzdem ist die Bank, die in den vergangenen zwei Jahren acht Milliarden Euro frisches Kapital aufnahm, an der Börse in Mailand gerade noch 900 Millionen Euro wert. Auch andere Bank-Titel legten europaweit kräftig zu.

Die italienische Regierung hatte auf eine Lösung für Monte Paschi mit privatem Kapital gedrängt. Bei einer staatlichen Rettung hätten nach den neuen Regeln zur Abwicklung von Banken in Europa auch die Gläubiger einen Teil ihres Geldes verloren. Die Bank aus Siena hat Anleihen über rund fünf Milliarden Euro überwiegend an Privatleute verkauft. Ein Ausfall hätte nicht nur ein schlechtes Licht auf das ohnehin angeschlagene italienische Bankensystem geworfen, sondern auch Ministerpräsident Matteo Renzi unter Druck gebracht, der selbst aus der Toskana kommt.

Faule Kredite Folge jahrelanger Konjunkturkrise

Den Plan für die die Bank hatten die Investmentbanken JP Morgan und Mediobanca ausgearbeitet. Sie rangen bis zum Freitagnachmittag um andere Geldhäuser, die das Risiko mittragen, dass die neuen Aktien von Monte Paschi nicht genügend andere Abnehmer finden. Bei einigen Instituten - etwa UniCredit - holten sie sich Absagen. Die Kapitalerhöhung soll bis zum Jahresende über die Bühne gehen.

Die faulen Kredite sind eine Folge der jahrelangen Konjunkturkrise des Landes, die auch an der Kapitaldecke anderer Institute nagt. Italienische Geldhäuser sitzen auf faulen Krediten im Volumen von insgesamt rund 360 Milliarden Euro. Mit Spannung wurde daher erwartet, wie die fünf italienischen Banken beim europaweiten Stresstest abschneiden. Schon 2014 hatten sie sich am schlechtesten geschlagen. Italien hatte seinen Banken in der Finanzkrise nicht unter die Arme gegriffen.


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