Aufständische starten Offensive in Aleppo

  01 Auqust 2016    Gelesen: 403
Aufständische starten Offensive in Aleppo
Die Rebellen haben versucht, den Belagerungsring der Regierungstruppen zu durchbrechen. Russische Flugzeuge bombardieren den Osten. 300.000 Menschen sind eingeschlossen.
Die Rebellen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo haben versucht, den Belagerungsring der Regierungstruppen zu durchbrechen. Angeführt von der ultrakonservativen Gruppe Ahrar al-Scham lieferten sie sich an mehreren Fronten heftige Kämpfe mit den Soldaten von Präsident Baschar al-Assad, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle bombardierten mutmaßlich russische Flugzeuge den Osten der Stadt. Bewohner in den Rebellengebieten der geteilten Stadt hätten daraufhin Autoreifen in Brand gesteckt, um den Kampfjetpiloten über ihnen die Sicht zu nehmen, sagte der Aktivist Wissam Sarka. Zuvor hätten zudem syrische Helikopter Fassbomben auf das Rebellenviertel Bustan al-Bascha abgeworfen.

Damit spitzen sich die Kämpfe um Aleppo wieder zu. Die Regierungstruppen hatten Mitte Juli die Rebellenviertel komplett von der Außenwelt abgeschnitten, um Kämpfer und Zivilisten dort zum Aufgeben zu zwingen. Eine ähnliche Taktik hatten sie im Laufe des Bürgerkriegs auch in Homs und anderen Städten verwendet – mit wechselndem Erfolg. In Homs gaben die Rebellen 2014 nach einer zweijährigen Belagerung auf – viele von ihnen waren dem Hungertod nahe.

Nach der Einrichtung humanitärer Korridore ist laut der Regierungen in Damaskus und Moskau erstmals eine größere Zahl von Zivilisten aus den belagerten Rebellenvierteln der syrischen Stadt Aleppo geflohen.

In Aleppo sind nach wie vor rund 300.000 Menschen in den Rebellenvierteln eingeschlossen. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura warnte, dass ihnen innerhalb von drei Wochen Essen und Wasser ausgehen könnten. Das russische und syrische Militär richtete in den vergangenen Tagen Sicherheitskorridore ein, über die die Bewohner in Regierungsgebiete gelangen sollten. Das russische Militär teilte mit, seit Öffnung der Korridore am Donnerstag hätten 169 Zivilisten Aleppo verlassen. 69 Rebellen hätten die Waffen niedergelegt und sich ergeben, sagte Generalleutnant Sergej Tschwarkow. An den drei Fluchtkorridoren habe die syrische Regierung Lager aufgebaut, um bis zu 3.000 Menschen zu versorgen. Vier weitere Korridore sollten eingerichtet werden. Russische Truppen unterstützen in Syrien die Armee von Präsident Assad. Vor gut zwei Wochen hatten die syrische Armee und ihre Verbündeten die letzte Versorgungsroute in die Rebellenviertel von Aleppo gekappt.

Der Stadtrat in dem von Rebellen kontrollierten Teil Aleppos warf unterdessen dem Regime vor, Videos von sich ergebenden Aufständischen seien gefälscht und Teil psychologischer Kriegsführung. Der Rat warnte Einwohner, das Regime töte jeden, der sich nähere. Bewohner der abgeschnittenen Viertel bestätigten, dass Rebellen am Samstag flüchtende Menschen zurückgewiesen hätten. Als Begründung hätten sie angegeben, dass die von der Regierung eingerichteten Korridore nicht sicher seien.

Auch im Süden Syriens kam es zu neuen Kämpfen. In der Provinz Daraa sei ein Krankenhaus mutmaßlich von syrischen Streitkräften beschossen worden, teilte die Beobachtungsstelle mit. Mindestens ein Mensch sei dabei ums Leben gekommen, der Betrieb in der Klinik in Dschasem sei eingestellt worden. Eine weitere Aktivistengruppe, die örtlichen Koordinationskomitees, berichtet von weiteren Luftangriffen der Regierung in der Region südlich von Damaskus. Insgesamt seien dabei sechs Menschen getötet worden.

Im Norden gelang es der vom Westen unterstützten Rebellenfaktion SDF, mittlerweile 40 Prozent der bisher von der Terrormiliz "Islamischer Staat" kontrollierten Stadt Manbidsch unter ihre Kontrolle zu bringen, wie die Beobachtungsstelle erklärte. Dadurch sei es Tausenden weiteren Bewohnern möglich, aus der Stadt zu fliehen.

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