Dabei haben alle Sender der Gruppe im zweiten Quartal Marktanteile verloren. Das ist allerdings gleichfalls keine Überraschung – aufgrund der Fußball-Europameisterschaft hatte sich der Konzern entschieden, keine neuen Programme zu starten, sondern dies in das dritte Quartal zu verlegen. Gegen König Fußball ist eben nicht anzukommen.
Versicherungspolicen und Schönheitsprodukte
Besonders positiv entwickelte sich dabei das Geschäft im Internet, dessen Umsatzanteil von 23 auf 30 Prozent stieg. Dazu trugen vor allem das schwedische Flugeiseportal Etraveli und das Versicherungs- und Verbraucher-Makler Verivox bei. Das starke Wachstum ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass beide Unternehmen erst seit der zweiten Jahreshälfte des Vorjahres voll konsolidiert werden. Neu konsolidiert wurde auch das amerikanische Netzwerk Studio 71. Organisches Wachstum kam vor allem vom Film-Portal Maxdome. Dagegen entwickelten sich die Umsätze aus Online-Spielen, dem Lizenzgeschäft und der Künstleragentur Smartwatch rückläufig. Den Bereich Online-Games hat ProSieben im Juni allerdings verkauft.
Das Digital-Segment ist mittlerweile ein wahres Sammelsurium an Online-Aktivitäten, die teilweise weit vom Fernsehgeschäft entfernt sind. So hat der Konzern zum 1. Juli die restlichen Anteile des Schönheitsportals Stylight übernommen. Auch im Bereich der Produktion halfen Akquisitionen dem Umsatz auf die Sprünge. So wurden die amerikanische Karga Seven Pictures und Dorsey Pictures erstmals konsolidiert.
Im deutschsprachigen Fernsehgeschäft, das immer noch 61 Prozent der Umsätze erbringt, stieg dieser nur schwach um 3 Prozent auf rund eine Milliarde Euro. Rückläufig ist allerdings mit 42,4 nach 44 Prozent der Anteil am Werbemarkt. Gleichzeitig konnte der Konzern eine Million neue Abonnenten für seine HD-Ausstrahlungen gewinnen.
ProSieben will im laufenden Jahr seinen Umsatz um mehr als 10 Prozent steigern. Auch operativer Gewinn und Konzernüberschuss sollen auf bereinigter Basis wachsen. Dabei setzt das Unternehmen angesichts eines wenig dynamischen Werbemarktes vor allem auf die konsequente Vernetzung des Nicht-Fernsehgeschäfts mit seiner Fernsehreichweite, eine Strategie, die zu Teilen aufgehen zu scheint. Allerdings muss man konstatieren, dass weder der Social-Media-Plattform Lokalisten noch dem Online-Gaming-Bereich trotz massiver Bewerbung allzu großer Erfolg beschieden war.
Die vorgelegten Ergebnisse des zweiten Quartals bewegten sich im Rahmen der Erwartungen. Während Umsatz und operatives Ergebnis etwas besser ausfielen als von Analysten geschätzt, lagen Betriebsergebnis und vor allem Reingewinn darunter. Dabei spielet vor allem eine Steuernachzahlung von 40 Millionen Euro eine Rolle, die der Konzern für eine ehemalige Betriebsstätte in Schweden leisten musste.
Bei einer Bewertung der Aktie mit geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 16,6 für das laufende und 15,3 für das kommende Jahr erscheint diese derzeit zumindest angemessen bewertet. Sehr überzeugt sind die Analysten indes nicht .Nur 56 Prozent empfehlen diese zum Kauf, 9 Prozent sogar zum Verkauf. Bei einem aktuellen Kurs von 40,73 Euro liegt der durchschnittliche Zielkurs bei 47,58 Euro auf Sicht von 12 Monaten.
Die Anleger greifen am Donnerstag dennoch zu: Mit einem Aufschlag von 1,6 Prozent steigt der Kurs überdurchschnittlich stark. Verlockend erscheint wohl auch die Dividendenrendite von geschätzten 5,3 Prozent. Allerdings müssen Anleger auf die Zahlung noch bis zum kommenden Juni warten. Angesichts der Großwetterlage an der Börse und der Aktienkursentwicklung der jüngsten Zeit könnte sich auch noch ein spätere Zeitpunkt anbieten, um die Dividende mitzunehmen.
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