750 Baustellen stören den Zugverkehr
Die Verspätungspolizisten der Deutschen Bahn sollen das vermeiden helfen. Grube meldete jüngst schon erste Erfolge: Im Kölner Hauptbahnhof, der bisher am schlechtesten abschnitt, stieg der Wert von 49 auf 79 Prozent – also fuhren fast vier von fünf Fernzügen immerhin pünktlich ab. Auch alle anderen Knotenbahnhöfe hätten sich deutlich verbessert, sagt Grube. „Jetzt arbeiten wir an der Anschluss- und Ankunftspünktlichkeit im ganzen Netz. Wir verbessern das Management an den Baustellen, welche die größten Treiber für Verspätungen sind.“
Der Bund macht Druck
Die Bahn ist im Zielkonflikt: Einerseits sollen die Züge pünktlicher und damit die Kunden zufriedener werden. Andererseits muss das marode Schienennetz renoviert werden. Der Bund gibt dafür viel Geld aus, und die Bahn muss bauen, was das Zeug hält. In den Jahren 2015 bis 2019 sollen rund 28 Milliarden Euro in die Instandhaltung der Trassen, aber auch in Aus- und Neubau fließen. Das haben Bund und Bahn in einer Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) so unterschrieben.
Der Kölner Hauptbahnhof schnitt beim Thema Pünktlichkeit bisher am schlechtesten ab.
In der Vergangenheit tat sich die Bahn immer wieder schwer, alle Mittel rechtzeitig abzurufen. Nun macht der Bund Druck: Verbaut die Bahn die zugesagten Bundesmittel bis 2019 nicht, drohen dem Konzern Vertragsstrafen. Die Bahn hat deshalb beschleunigt. So baut sie immer seltener „unter dem rollenden Rad“ – also neben eingleisigem Verkehr oder mit Hilfe von Ersatzbrücken. Vielmehr entscheidet man sich immer häufiger für die Vollsperrung von Strecken – zum Missfallen aller Unternehmen, die auf dem Schienennetz ihre Züge fahren lassen wollen.
„Das Baustellenmanagement der Deutschen Bahn ist nicht in Ordnung“, kritisiert Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung des Bahnunternehmens Abellio, das im Ruhrgebiet, im Südwesten und in Mitteldeutschland Regionalverkehr fährt. „Die Bahn optimiert derzeit ihre Baustellen, sie denkt aber nicht an ihre Kunden.“ Vor allem nicht an die Kunden der Konkurrenz. Wegen der Vollsperrungen müssten Pendler über viele Wochen auf den Busersatzverkehr umsteigen, erzählt Krenz. Weil dies unbequem sei und Zeit koste, entschieden sich viele, wieder mit dem Auto – etwa in Fahrgemeinschaften – zur Arbeit zu fahren.
„Die DB Netz muss für Schlechtleistungen endlich haften“
Viele Kunden kehrten nach dem Ende der Bauarbeiten nicht mehr zum Zug zurück, ahnt Krenz. „Das Ziel, mehr Fahrgäste auf die Schiene zu holen, wird so torpediert. Wir müssen aufpassen, dass uns die notwendige Investitionswelle in die desolate Infrastruktur nicht durch mangelhaftes Baustellenmanagement das Geschäft kaputtmacht.“ Bei der Baustellenplanung der DB Netz mitreden können die anderen Bahnbetreiber nicht.