Obamas Krankenversicherung gehen die Anbieter aus

  20 Auqust 2016    Gelesen: 412
Obamas Krankenversicherung gehen die Anbieter aus
Die gesetzliche Krankenversicherung sollte der größte sozialpolitische Erfolg Obamas sein. Doch die Versicherer ziehen sich zurück, weil ihnen die Kunden zu krank sind – und zu teuer.
Mehr als 50 Mal haben die Republikaner im amerikanischen Repräsentantenhaus versucht, Obamacare zu stoppen. Mehrere Male wurde das Gesetzespaket vor dem höchsten Gericht, dem Supreme Court, verhandelt.

Doch alle Anstrengungen der Gegner, das wichtigste Sozialgesetz der Regierung von Barack Obama zu Fall zu bringen, fruchteten nichts. Das 2010 verabschiedete Paket mit dem Zweck, Millionen Amerikanern Zugang zu einer Krankenversicherung zu verschaffen, schien robust genug, alle Widerstände zu überwinden. Bis jetzt.

Doch nun droht neue Gefahr: Große Versicherungsgesellschaften ziehen sich aus Obamacare zurück. Krankenversicherer wie Aetna, United Health oder Humana spielen eine zentrale Rolle für Obamacare. Sie bieten auf regionalen Online-Marktplätzen, die von der Bundesregierung oder von Bundesstaaten betrieben werden, Versicherungspläne an, die Bürger dort kaufen können.

Große Verluste als Grund für den Rückzug
Damit die Bürger diese Pläne auch kaufen, subventioniert der Staat die Ausgaben für arme Bürger. Zudem verpflichtet Obamacare – mit Ausnahmen – die Bürger, sich zumindest eine Basis-Versicherung zuzulegen. Alternativ zahlen die Amerikaner eine Strafe, die von diesem Jahr an 695 Dollar je Kopf beträgt.

Der jüngste Rückschlag für Obamacare kam jetzt, als der Versicherungsriese Aetna den Rückzug aus zahlreichen regionalen Online-Marktplätzen ankündigte. Das Unternehmen zieht sich von solchen Plattformen in elf Bundesstaaten zurück, operiert nur noch in vier.

Aetna folgt mit dem Rückzug anderen Versicherungsgesellschaften wie United Health. Alle nennen große Verluste als Grund für den Rückzug. Aetna gibt an, die Verluste aus der Beteiligung an Obamacare hätten sich auf 430 Millionen Dollar angehäuft. Überraschend ist daran, dass Aetna bis Mai dieses Jahres noch Advokat von Obamacare war und die Beteiligung an den Online-Marktplätzen als gute Möglichkeit wertete, Geld zu verdienen.

Amerikaner werden zu oft krank
Der tiefere Grund für die Verluste hat etwas mit dem Gesundheitsniveau der Neukunden zu tun: Sie sind viel kränker, als Versicherer kalkulierten, und damit viel teurer. Der Versicherer Blue Cross vermeldet, dass die Neukunden häufiger an Bluthochdruck, Diabetes, Hepatitis C und anderen chronischen Krankheiten litten als der alte Kundenstamm.

Die Fehlkalkulation überrascht, weil doch gerade nichtversicherte Leute mit gesundheitlichen Beschwerden den größten Anreiz hatten, sich einen staatlich subventionierten Versicherungsplan zu kaufen. Tatsächlich zeigt sich, dass zugleich gerade junge Leute sich nicht beteiligen oder nur für eine günstige Basisabsicherung optieren, die nur 70 Prozent der Kosten trägt.

So entsteht für Krankenversicherer die unangenehme Situation, dass ihr Klientenstamm kränker wird und der Risikoausgleich – junge Gesunde subventionieren alte Kranke – schlechter funktioniert als gedacht. Ein wichtiger Grund für die Verluste scheint aber auch zu sein, dass die Versicherer anfangs versuchten, sich mit niedrigen Prämien große Marktanteile zu sichern.

Der Rückzug führender Versicherer aus vielen Online-Märkten bedeutet, dass der Wettbewerb sinkt, in Ausnahmen ist gar nichts mehr da. Eine Region in Arizona findet im Moment gar keinen Anbieter, andere Bezirke nur einen.

Für Obamas Gegner ist die Entwicklung wie ein gefundenes Fressen: Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei, sagte, der Rückzug von Aetna zeige, dass Obamacare implodiere.

Das Gesetz müsse aufgehoben werden. Obamas Unterstützer argumentieren, dass Konzerne mit Erfahrungen in der Versicherung armer Leute mit Obamacare Geld verdienen würden. Einige wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren werten Aetnas Rückzug als Retourkutsche. Das Unternehmen hatte sich mit dem Branchenriesen Humana zusammenschließen wollen. Obamas Justizministerium hatte den Zusammenschluss verboten.


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