Es war erfrischend zu sehen, wie viel ihnen, den Multimillionären aus der Profiliga NBA, der Titel Olympiasieger bedeutet. 96:66 hatten sie Serbien besiegt. Die Frage, wer dieses Endspiel gewinnen würde, war bereits zur Halbzeit klar beantwortet, als die Mannschaft von Trainer Mike Krzyzewski 52:29 führte. Offen war nur noch, wie groß der Vorsprung am Ende sein würde.
"Wir sind am 17. Juli zusammengekommen und haben uns vorgenommen, diese Goldmedaille zu gewinnen. Ich freue mich, dass wir die Chance bekommen haben, dies zu schaffen", sagte Kevin Durant. Im wichtigsten Turnierspiel zeigte der Superstar seine beste Leistung. Im ersten Durchgang kam er auf 24 Punkte, steuerte insgesamt 30 Punkte bei. Mal traf Durant per Dreier, dann stopfte er den Ball wuchtig mit einem Dunking ins weiße Netz.
Zusammen mit Carmelo Anthony war Durant der einzige Verbliebene von der Gold-Mannschaft aus London. Wenn auch oft so bezeichnet, die USA hatten diesmal kein "Dreamteam" auf die Olympiabühne gestellt. Dazu waren zu viele Stars - allen voran LeBron James und Steph Curry - daheim geblieben. Dennoch spulten die NBA-Stars ihr Programm herunter wie ein pflichtbewusster Beamter. Dienst nach Vorschrift. Das reichte. Acht Spiele, acht Siege - nicht immer schön, aber erfolgreich.
Wenn es die USA in den Spielen zuvor mal etwas lockerer angehen ließen und der motivierte Gegner überdurchschnittlich traf, wichtige Rebounds pflückte und auch die Bankspieler einigermaßen an das Niveau der Starter heranreichten, dann war es schon mal eng geworden. So geschehen in der Vorrunde, als Serbien (91:94) und Frankreich (97:100) mit jeweils nur drei Punkten unterlagen.
Auch Spanien hielt das Halbfinale (76:82) lange offen. Diese drei Begegnungen waren spannend, machten Spaß und sorgten für Stimmung in der Halle. Im Finale hingegen war die ausverkaufte Arena in der zweiten Halbzeit mitunter so leise, dass man selbst auf den obersten Plätzen jedes Quietschen der Schuhsohlen und das Prallen des Balles unten auf dem Parkett hören konnte.
Hier hat ein Team gewonnen
Bereits zur Pause gaben sich die Spieler auf der amerikanischen Bank gegenseitig High Fives. Mit dem Ende des dritten Viertels schnappte sich Durant einen Abpraller von der Ringkante lässig in der Luft, warf umgehend und traf zum 79:43 - und zwar mit links. Er musste selbst ein wenig über diese Aktion lachen, auch wenn die Punkte letztlich nicht zählten. Die Partie hatte längst Spaß-Spielchen-Status.
Bei der Siegerehrung betraten alle US-Spieler gleichzeitig das Podest. Sie hatten sich gegenseitig eingehakt. Es war ein klares Zeichen, hier hat ein Team gewonnen, keine Sammlung von Einzelkönnern. Ganz rechts in der Reihe stand Carmelo Anthony - er hat als erster Basketballer nun dreimal nacheinander Gold gewonnen. Für ihn war es ebenso das letzte Spiel wie für Trainer Krzyzewski.
Der 69-Jährige, den alle nur "Coach K" nennen, erinnerte in der Stunde des Erfolgs an die Pressekonferenz nach dem gegen Griechenland verlorenen Halbfinale bei der Weltmeisterschaft 2006. Damals, so Krzyzewski, habe Anthony mit seiner Haltung den Maßstab dafür gesetzt, "wie unser Programm und die kollektive Verantwortung künftig auszusehen" hätten. Anschließend setzte der Verband nur noch auf Profis, die regelmäßig an Nationalmannschafts-Lehrgängen teilnahmen und sich zu Team USA bekannten. Seitdem gab es keine Niederlage mehr.
Im Schnitt gewannen die US-Basketballer ihre Spiele bei Olympia mit 22,5 Punkten Vorsprung. Ob das einseitige Endspiel weltweite Werbung für den Basketball gewesen sei, wurde Jerry Colangelo gefragt. Der Manager hob hervor, dass er "immer jemand sei, der das Niveau unseres Sports anheben will." Allerdings sei das nur hilfreich, wenn die anderen Nationen in die Gänge kommen würden. Soll heißen, es liegt am Rest der Welt, den Abstand zu den Amerikanern zu verkleinern - damit das Olympiafinale 2020 in Tokio wieder spannend wird.
Quelle : spiegel.de
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