Am Rhein gibt es unter Biertrinkern auch noch eine andere: Alt oder Kölsch? Düsseldorfer und Kölner können sich darüber wunderbar in die Haare kriegen - oder mit dem Thema längere Karnevalssitzungen bestreiten.
Wirtschaftswissenschaftler Helmut Quack von der Hochschule Düsseldorf kommt nun zu einem verblüffenden Ergebnis: In Wahrheit spielt es keine Rolle, welche der beiden obergärigen Biersorten man trinkt. Zwar ist eines hell (Kölsch) und eines dunkel (Alt), in einem Blindtest waren sie aber für Probanden nicht zu unterscheiden, berichtet der Forscher in den "Düsseldorf Working Papers in Applied Management and Economics".
Quack hatte jeweils 50 Männer aus Köln und Düsseldorfer im Alter von 35 bis 65 Jahren Bier kosten lassen. Auf Männer habe er sich deswegen beschränkt, weil ein doppelt so hoher Anteil unter ihnen (80 Prozent) Biertrinker seien. Außerdem konsumierten Männer im Vergleich zu Frauen die siebenfache Menge an Bier.
Die ausgewählten Probanden hatten zuvor angegeben, zumindest gelegentlich Bier zu trinken - und entweder in ihrer jeweiligen Stadt geboren zu sein oder zumindest seit 20 Jahren oder mehr dort zu leben. Fachkenntnis und der nötige Lokalpatriotismus waren also vorhanden.
Nach dem Biertrinken sollten die Herren einige Fragen zu dem probierten Getränk beantworten:
"schmeckt mir"
"schmeckt frisch"
"schmeckt mild"
"schmeckt würzig"
Außerdem sollten die Probanden raten, ob sie gerade Kölsch oder Alt tranken. Auffällig: Nur 55 Prozent der Probanden erkannten die jeweiligen Biersorten richtig. Das ist ungefähr Zufallsniveau. Annähernd gleich verteilt waren auch die Präferenzen für die jeweiligen Biersorten.
Das Bild änderte sich allerdings schlagartig, als die Testpersonen erfuhren, was sie da gerade tranken: Auf einmal schmeckte den Kölnern das - vermeintlich milde - Kölsch deutlich besser als das - vermeintlich herbe - Alt. Umgekehrt war es ganz ähnlich. Die Präferenzen, so berichtet Quack, veränderten sich nun von etwa 50 zu 50 auf insgesamt 78 zu 22 zugunsten des Heimatbieres.
Was man mag, ist also vor allem eine Frage der Psychologie. Darauf hatten schon frühere Experimente am Beispiel von Coca Cola und Pepsi hingedeutet. Die Marketingexperten Leslie de Chernatony und Malcolm McDonald hatten Anfang der Neunziger gezeigt, dass Pepsi in Blindtests vergleichsweise gut abschneidet - Probanden bei einem offenen Test aber klare Präferenzen für Coca Cola zeigten, weil das die stärkere Marke ist.
Auch der Psychologe Samuel McClure war 2004 zu ähnlichen Ergebnissen gekommen: Das Image einer Marke, so konnte er zeigen, beeinflusst entscheidend das Geschmacksempfinden des Menschen für ein Produkt. Denn chemisch gesehen sind beide Erfrischungsgetränke sich extrem ähnlich. Erst im Kopf machen Trinkende einen Unterschied.
Quelle : spiegel.de
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