Italien beweint seine Toten

  26 Auqust 2016    Gelesen: 728
Italien beweint seine Toten
Die Retter im italienischen Erdbebengebiet geben nicht auf. Sie suchen weiter beharrlich nach Überlebenden der Naturkatastrophe und bewirken kleine Wunder. Dennoch werden jetzt die ersten Toten zu Grabe getragen.
Nach der Erdbebenkatastrophe in Italien hat die Regierung in Rom den Notstand und einen Tag der nationalen Trauer ausgerufen. Zugleich sollen an diesem Samstag alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden im Gedenken an die Hunderten Opfer landesweit auf halbmast gesetzt werden. In Ascoli Piceno wird Staatspräsident Sergio Mattarella zu einer Trauerfeier für die Toten der Region Marken erwartet. Zuvor will er den stark verwüsteten Ort Amatrice in Latium besuchen, wo es ebenfalls eine Trauerfeier für die Opfer geben soll.

Nach der Erdbebenkatastrophe wurden nach Angaben des Zivilschutzes bislang 267 Tote gezählt. Fast 400 Menschen wurden verletzt, Tausende haben kein Zuhause mehr. Weiter versetzen Nachbeben Überlebende und Retter in Angst und Schrecken. Bislang wurden 900 solcher Erdbewegungen registriert. Die stärkste davon am frühen Freitagmorgen, als erneut Gebäude in dem Gebiet in Mittelitalien in sich zusammenfielen.
Regierung wiederholt ihre Versprechen

Schon jetzt sind ganze Dörfer verwüstet. Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi versprach einen schnellen Wiederaufbau und eine bessere Erdbebenvorsorge. "Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden", sagte Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats. "Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes." Zudem rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte Hilfsgelder von zunächst 50 Millionen Euro zu. Auch die Erdbebenvorsorge müsse verbessert werden. "Das muss unsere Hauptaufgabe für die Zukunft sein", so Renzi.

Der Erdbebenschutz wurde auch nach dem schweren Erdbeben von L`Aquila mit 309 Toten vor sieben Jahren verbessert, die Regeln werden jedoch oft nicht umgesetzt. Zudem kommen die Aufbauarbeiten in L`Aquila nicht voran. Staatliche Mittel und Spendengelder verschwinden wie so oft in den Taschen der Mafia, die klar regelt, wer an dem Wiederaufbau der zerstörten Stadt verdienen darf.

Dabei ist es für die Menschen in der Region lebenswichtig, in modernen und stabilen Gebäuden zu wohnen. Die alten Bauten mit ihren maroden und nicht mehr vorhandenen Fundamenten fallen bereits bei vergleichsweise schwachen Erdbeben wie Kartenhäuser in sich zusammen. So auch am vergangenen Mittwoch, als die vielen alten Häuser innerhalb weniger Sekunden zusammenbrachen.

Das stärkste Nachbeben ereignete sich am Freitag um 6.28 Uhr und hatte nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte eine Stärke von 4,8. Das Zentrum lag demnach in elf Kilometern Tiefe in der Provinz Rieti, nicht weit von dem Ort Amatrice entfernt.
"Giorgia lebt!"

Auch mehr als 50 Stunden nach der Katastrophe suchen die Retter in Amatrice weiter nach Überlebenden. Feuerwehrsprecher Luca Cari sagte, noch bestehe die Aussicht, Überlebende unter den Mauerbergen zu finden. "Noch sind wir in der Phase der Hoffnung", sagte der dem Sender Rai. So erschüttern immer wieder Geschichten von Geretteten die Menschen in Italien und weltweit: In dem verwüsteten Ort Pescara del Tronto wurde ein vierjähriges Mädchen nach 16 Stunden lebend unter den Trümmern ihres Kinderzimmers gefunden. Es lag in den armen ihrer neunjährigen Schwester, die das Unglück nicht überlebte. "Giorgia lebt!", heißt in den Zeitungen des Landes als Zeichen, wie nahe Freude und Trauer beieinander liegen. Die Eltern der Mädchen waren schon Stunden vorher lebend geborgen worden. Sie liegen schwer verletzt im Krankenhaus.

Die Helfer gehen jedoch davon aus, dass unter meterhohen Schuttbergen in mehreren stark betroffenen Orten der mittelitalienischen Regionen Marken und Latium weitere Tote liegen. Wie viele, weiß zur Stunde niemand.

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