Stararchitekt soll beim Wiederaufbau helfen

  30 Auqust 2016    Gelesen: 440
Stararchitekt soll beim Wiederaufbau helfen
Noch immer werden Verschüttete in Mittelitalien geborgen. Derweil sucht Ministerpräsident Matteo Renzi prominente Hilfe für den Wiederaufbau.
Noch immer werden Verschüttete unter den zerstörten Gebäuden in Mittelitalien geborgen. So wurde am Montag eine Frau in Amatrice aus den Trümmern des zerstörten „Hotel Roma“ gezogen. Noch werden zwei weitere Personen in dem Trümmerhaufen gesucht. Insgesamt kamen bei dem Beben, das in der Nacht zum vergangenen Mittwoch mit einer Stärke von 6,2 begann, mindestens 290 Menschen ums Leben.

Amatrice, Accumoli, Pescara und Arquata del Tronto im Dreieck zwischen den Regionen Latium, Marken und Umbrien müssen wieder aufgebaut werden. Dafür will die italienische Regierung in den nächsten sechs Jahren zwei bis drei Milliarden Euro jährlich ausgeben. Bis zum Winter sollen die Obdachlosen in hölzerne Behelfsheime in der Nähe ziehen können. Bei den Neubauten soll „jeder Cent für die Hilfe überprüft“ werden, sagte Regierungschef Matteo Renzi.

In Kooperation mit Renzi soll ein „Superkommissar“ den Wiederaufbau lenken und alle beteiligten Institutionen koordinieren. Für diese Aufgabe ist der ehemalige Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani, vorgesehen. Der 1955 geborene Politiker von Renzis Partei PD trug dazu bei, dass die Schäden des Bebens von 2012 in seiner Region behoben wurden. Zudem gewann Renzi in dem bekannten Architekten Renzo Piano einen wichtigen Berater. Der Ministerpräsident hatte sich am Wochenende mit dem Achtundsiebzigjährigen vier Stunden lang bei ihm in Genua beraten. Am Montag sagte der „Senator auf Lebenszeit“, der unter anderem durch den Bau des Centre Pompidou in Paris und seine Beteiligung am Neubau des Potsdamer Platzes in Berlin bekannt wurde, er sei selbstverständlich bereit zu helfen. Zunächst müsste überall der genutzte Zement überprüft und gegebenenfalls ersetzt werden.

Empörung über Zerstörung einer erdbebensicheren Schule
In der Regierung ist Graziano Delrio, Minister für Infrastruktur und Verkehr, für den Wiederaufbau zuständig. Besondere Verantwortung dürften auch dem Chef der Nationalen Anti-Korruptions-Behörde, Raffaele Cantone, sowie Franco Roberti, dem Präsidenten der Anti-Mafia-Behörde, zukommen. Nicht zuletzt die Zerstörung einer angeblich erdbebensicheren Schule in Amatrice rief Empörung hervor. Sie war erst 2012 eröffnet worden. Einerseits heißt es, die Gemeinde habe nicht genügend Gelder für die Arbeiten abgerufen; andererseits ist unwahrscheinlich, dass Bürgermeister Sergio Pirozzi, dessen Kinder in dieser Schule unterrichtet werden, nicht alles für die Sicherheit des Baus getan haben soll. Schon vor dem Erdbeben gab es Ermittlungen zum Umbau am Krankenhaus, das auch zerstört wurde.

Unterdessen wollten erstmals am Sonntagabend in ganz Italien Bürger in den Restaurants „Spaghetti all’Amatriciana“ bestellen. Die Gastwirte wollen von jedem Gericht zwei Euro ins Bebengebiet schicken. Tatsächlich wusste aber zumindest in Rom keiner der befragten Restaurantbesitzer, wie diese Spende praktisch geleistet werden soll. „Wir wollen das alle gerne tun, aber für diese zwei Euro nicht auch noch Steuern bezahlen.“ Es sei so wie immer, schimpfte ein Gastwirt: „Wir Italiener haben die besten Ideen und sind mit dem Herzen dabei, aber bei der Umsetzung fehlt es.“

Zum Protest von Veganern kam es in Turin, wo der Zivilschutz auf Bitten der Bürgermeisterin auf den Platz San Carlo zu den Speck-Spaghetti eingeladen hatte, um den Erlös an die Erdbebenopfer zu schicken. Auf einer Internetseite der „Bewegung Fünf Sterne“, zu der auch die Bürgermeisterin gehört, fand sich das Foto eines geschlachteten Schweines. „Im Sinne der Solidarität fügen wir andere unschuldige Opfer der Tragödie hinzu.“


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