Bestände Afrikanischer Elefanten schrumpfen drastisch

  01 September 2016    Gelesen: 547
Bestände Afrikanischer Elefanten schrumpfen drastisch
Abgetrennte Rüssel und Schädelteile: Traurige Bild hatten Forscher zuletzt oft vor Augen. Vom Flugzeug aus haben sie jetzt in Afrika Elefanten gezählt. Mit ernüchterndem Ergebnis.
Um die Afrikanischen Elefanten steht es schlimmer als gedacht. Beim ersten fast kontinentweiten Zensus der bedrohten Tiere kamen amerikanische Forscher nur noch auf 352.271 Elefanten in 18 afrikanischen Staaten. 90 Forscher hatten zwei Jahre lang Herden und Skelette von Flugzeugen aus gezählt. Gut vier Fünftel davon leben in Reservaten. Bisher wurde der Gesamtbestand auf 400.000 bis 630.000 Exemplare geschätzt – je nach Quelle und Methode.

Die federführenden Ökologen Michael Chase (Elefant without borders, Botswana) und Curt Griffin (University of Amherst, Massachusetts) veröffentlichten die Ergebnisse im Fachjournal „PeerJ“. Demnach sank in den 15 Staaten mit historischen Vergleichsdaten allein zwischen 2007 und 2014 die Zahl der Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) um 30 Prozent – oder 144.000 Tiere. Im Schnitt schrumpfen die Bestände derzeit um acht Prozent pro Jahr, berechneten die Forscher. Grund dafür ist vor allem Wilderei.

Einer anderen neuen Studie zufolge leiden auch Waldelelefanten (Loxodonta cyclotis) – die zweite und wesentlich seltenere Elefanten-Spezies in Afrika – an den Folgen der Wilderei. Das wiegt besonders schwer, weil sich Waldelelefanten extrem langsam fortpflanzen.

Früher lebten rund 20 Millionen Elefanten in Afrika

Beide Studien werden auch auf der Weltnaturschutzkonferenz (IUCN) Thema sein, die am Donnerstag in Honululu beginnt. Die Versammlung will sich unter anderem für ein Binnenhandelsverbot mit Elfenbein einsetzen.

Bevor Europäer den afrikanischen Kontinent betraten, lebten dort Schätzungen zufolge bis zu 20 Millionen Elefanten. 1979 waren es noch etwa 1,3 Millionen. Nach dem Inkrafttreten eines internationalen Handelsverbots für Elfenbein 1989 erholten sich die Bestände vielerorts, doch seit 2005 dezimieren Wilderer sie wieder drastisch.

„Die Ergebnisse des Großen Elefanten Zensus zeigen ganz klar, dass Wilderei immer noch in ganz Afrika Elefantenherden dezimiert. So ein Tun ist auf jeder Ebene sinnlos - auf moralischer, ökonomischer oder politischer“, kritisierte der stellvertretende Chef des UN-Umweltprogamms Unep, Ibrahim Thiaw.

Mehr als 200 Wilderer-Lager entdeckten die Forscher

„Wenn man daran denkt, wie viele Elefanten in manchen Gebieten vor 10 oder 20 Jahren noch lebten, dann ist das unglaublich entmutigend“, sagte Forscher Chase dem Sender CNN. „Früher versorgten diese Ökosysteme Tausende von Elefanten, wo wir nur Hunderte oder Dutzende zählten.“

Im Babile Elefanten-Schutzgebiet in Äthiopien etwa entdeckten die Forscher noch eine einzige Elefantenherde mit 36 Mitgliedern – die letzte im gesamten Horn von Afrika. In Angola, Kamerun und Mosambik wurden besonders viele alte und jüngere Elefanten-Kadaver gesichtet. Auch insgesamt mehr als 200 Wilderer-Lager entdeckten die Forscher von den Flugzeugen aus.

Am dichtesten mit Afrikanischen Elefanten besiedelt sind dem Zensus zufolge Botswana (130.451) und Simbabwe (82.304). Namibia, das ebenfalls über größere Bestände verfügt, hat seine privat finanzierten Zählungen dem Zensus nicht zugänglich gemacht. Zusammen mit Simbabwe möchte Namibia den Handel mit Elfenbein wieder legalisiert sehen.

Langsam merken die Länder, dass die Tiere lebendig wertvoller sind
Kenia hingegen, dessen Elefantenbestände (25.959) sich tendenziell erholen, setzt auf Elefantenschutz, weil er Geld im Tourismus bringt. Auch Thiaw plädiert für diesen Ansatz: „Staaten in Afrika entdecken, dass wildlebende Tiere lebendig mehr Wert bringen als tot, und dass sie helfen, Einkünfte zu erzielen, um Bildung, Gesundheitssysteme und Infrastruktur zu finanzieren.“

Noch sensibler reagieren die Waldelefanten auf die Bedrohung ihres Lebensraums und die Wilderei. Einer im „Journal of Applied Ecology“ veröffentlichten Studie der Wildlife Conservation Society (WCS, New York) zufolge sind Waldelefanten eine der sich am langsamsten fortpflanzenden Spezies. Die Bestände haben sich der Studie zufolge zwischen 2002 und 2013 um 65 Prozent dezimiert. Es werde ein Jahrhundert dauern, bis sich die Bestände erholt haben, sagte Andrea Turkalo, WCS-Forscher in der Zentralafrikanischen Republik.

Von 1990 bis 2013 beobachtete er fast täglich Waldelefanten in der Dzanga Bay (Zentralafrikanische Republik) und sammelte Daten. „Weibliche Waldelefanten in der Dzanga Population bekommen das erste Junge erst mit 23 Jahren, das ist bemerkenswert spät“, sagte Turkalo. Die Afrikanischen Elefanten pflanzten sich bereits mit 12 Jahren fort und zudem auch häufiger – alle drei bis vier Jahre. Waldelefantenkühe seien nur alle fünf bis sechs Jahre trächtig.


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