600.000 Syrer leiden in belagerten Städten

  07 September 2016    Gelesen: 556
600.000 Syrer leiden in belagerten Städten
Angriffe auf Krankenhäuser, blockierte Hilfstransporte, gezielte Bombardierung von Zivilisten: Die UN zieht eine düstere Bilanz der Entwicklung in Syrien, wo eigentlich seit einem halben Jahr ein Waffenstillstand herrschen sollte.
Unter grauenhaften Bedingungen sind im Syrien-Krieg laut UN-Angaben mehr als 600.000 Zivilisten in belagerten Orten von nahezu jeglicher humanitärer Hilfe abgeschnitten. Ihre Notlage werde zudem durch willkürliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung sowie auf medizinisches Personal und Krankenhäuser sowie die Blockierung von Hilfstransporten verschärft, erklärte die vom UN-Menschenrechtsrat berufene Untersuchungskommission für Syrien.

Besonders in der umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo, die gnadenlos von den Regierungstruppen bombardiert werde, habe die Gewaltanwendung gegen Zivilisten "ein bislang beispielloses Niveau" erreicht, heißt es in einem neuen Lagebericht des unabhängigen Gremiums. "Die Belagerung und Aushungerung ganzer Orte wird überall im Land mit verheerenden Folgen als Kriegstaktik angewandt", erklärte die Kommission.

Die Menschen in umkämpften Stadtteilen hätten keinerlei Chance zu fliehen, während sie nahezu täglich bombardiert würden, heißt es weiter. Seit Anfang des Jahres seien in der Provinz Aleppo zudem mehr als 20 medizinische Einrichtungen zerstört worden.

Menschen ohne Hoffnung auf Frieden

"Es gibt keine Anzeichen für ein Nachlassen der erbarmungslosen Angriffe auf Zivilisten und der Belagerungen, so dass die Menschen so gut wie keine Hoffnung auf Frieden mehr haben", beklagte der Leiter der Kommission, Paulo Pinheiro. Die Ende Februar vereinbarte Waffenruhe sei längst einem "tragischen Anstieg der Gewalt" gewichen.

Die Kommission wies darauf hin, dass sich alle Konfliktparteien Kriegsverbrechen an der Bevölkerung schuldig machten. "Angriffe von beiden Seiten haben unzählige Zivilisten getötet und verstümmelt, unter ihnen viele Kinder." Besonders folgenschwer seien die Luft- und Artillerieangriffe des Regimes. Derweil verübe die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) immer wieder Selbstmordanschläge in den von der Regierung gehaltenen Gebieten und töte dabei gezielt Hunderte von Zivilisten.

Hoffnung auf ein Ende des Leidens könne nur die Wiederaufnahme der Genfer Gespräche zwischen der Regierung und den Rebellen über eine friedliche Lösung bieten, hielt die Kommission fest. Dafür sei allerdings von allen Beteiligten mehr politischer Wille erforderlich, darunter auch seitens der internationalen Gemeinschaft.

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