Buhrufe, Flaggen-Protest und ein Sturz

  08 September 2016    Gelesen: 565
Buhrufe, Flaggen-Protest und ein Sturz
Mit einer großen Party sind die XV. Sommer-Paralympics in Rio eröffnet worden. Zehntausende pfiffen im Stadion Brasiliens Präsidenten aus - und spendeten einer gestürzten Fackelträgerin Trost.
Um 21.08 Uhr hat Brasiliens Präsident Michel Temer in Rio de Janeiro die XV. Paralympics eröffnet. Bei strömendem Regen entzündete der brasilianische Schwimmer Clodoaldo Silva das Paralympische Feuer. Es sind die ersten Weltspiele der Behindertensportler in Südamerika.

Temer wurde bei seinem Auftritt von den Zuschauern massiv ausgepfiffen und ausgebuht. Seine Eröffnungsformel war kaum zu verstehen - so wie schon bei der Feier zum Auftakt der Olympischen Spiele. Im Stadion waren immer wieder "Fora Temer"-Rufe zu hören: "Temer raus."

Die deutsche Mannschaft wurde von Leichtathlet Markus Rehm als Fahnenträger ins Maracanã-Stadion geführt. Insgesamt starten 155 deutsche Sportler in Rio. Die ersten Gold-Chancen haben an diesem Donnerstag die Zwillinge Carmen und Ramona Brussig im Judo.

Mit einem Protest gegen den Komplett-Ausschluss Russlands von den Paralympics sorgten Teile der Delegation Weißrusslands für Aufsehen: Sie trugen beim Einmarsch demonstrativ eine russische Flagge ins Stadion. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) zog die Fahne ein. Als letzte der offiziell 160 teilnehmenden Mannschaften kam Gastgeber Brasilien unter frenetischem Jubel ins voll besetzte Stadion.

Die fast vierstündige Feier fand unter dem Motto "Every Body has a Heart" (Jeder Körper hat ein Herz) statt. Zum Auftakt raste Extrem-Rollstuhl-Künstler Aaron "Wheelz" Fotheringham eine 17 Meter hohe Rampe hinunter, sprang durch einen Ring und löste ein Feuerwerk aus. Spektakulär war auch der Tanz der beidseitig Unterschenkel amputierten Snowboarderin Amy Purdy mit einem Roboter.

Eine Schrecksekunde lieferte Marcia Malsar, die als zweite von vier Athleten das paralympische Feuer ins Stadion trug: Die ehemalige Leichtathletin stürzte mit der Flamme in der Hand. Zwei Freiwillige halfen ihr sofort wieder auf die Beine. Die 60.000 Menschen im Stadion erhoben sich von ihren Sitzen und applaudierten lautstark, bis Malsar die Fackel wie geplant an Adria Rocha dos Santos übergab. Malsar, die an Bewegungsstörungen leidet, hatte 1984 in New York die erste Goldmedaille für Brasilien bei Paralympics gewonnen.

Auf der Ehrentribüne fehlte Thomas Bach. Der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte seine Teilnahme wegen der Trauerfeier für den früheren Bundespräsidenten Walter Scheel abgesagt. Der IPC-Präsident, Sir Philip Craven, sagte bei seiner Eröffnungsrede: "Es ist ein neuer Punkt in der stolzen Geschichte Brasiliens. Die Paralympics werden euren Fokus ändern, von Problemen zu Möglichkeiten. Athleten der Paralympics: Ihr seid Vorbilder!"

In Rio werden in den kommenden zwölf Tagen 528 Entscheidungen in 23 Sportarten fallen. Das klingt unübersichtlich, hat aber einen guten Grund. Ein Überblick in Bildern:

Quelle : spiegel.de

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