Interview mit Minister: Türkei weist Vorwürfe der Deutschen Welle zurück

  10 September 2016    Gelesen: 475
Interview mit Minister: Türkei weist Vorwürfe der Deutschen Welle zurück
„Der Minister traf die Entscheidung, dieses Autorisierungsrecht für das Interview zu nutzen, nachdem dem Interviewer seine Unparteilichkeit abhandenkam und dieser Anschuldigungen gegen ihn erhob“, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Tanju Bilgic.
Ein Minister der türkischen Regierung habe während eines Interviews mit einem deutschen Fernsehsender von seinem „Recht der Interviewautorisierung“ Gebrauch gemacht, als er festgestellt habe, dass dem Interviewer seine „Unparteilichkeit abhandengekommen“ sei, erklärte am gestrigen Donnerstag ein Regierungssprecher.

Das Außenministerium schreitet in eine Diskussion über Medienfreiheit ein, die durch das Interview des Ministers für Jugend und Sport, Akif Cagatay Kilic, ausgelöst wurde, das er in der vergangenen Montagnacht dem Sender Deutsche Welle gab. Am Ende des Interviews nahmen Mitarbeiter aus Kilics Ministerium die Aufnahmen an sich.

Der Sprecher des Außenministeriums, Tanju Bilgic, erklärte, dass Kilic die Fragen des Interviewers Michel Friedman zu den Entwicklungen in der Türkei wie dem Putschversuch vom 15. Juli beantwortet habe.

Nach dem Interview habe Kilic jedoch von seinem Recht, die Interviewautorisierung zu verweigern, Gebrauch gemacht und verlangt, die Aufnahmen nicht auszustrahlen.

Die Leitlinien des Deutschen Journalistenverbands (DJV) besagen, dass der Interviewpartner das Recht auf Autorisierung des Interviews hat. Nach einem Online-Bericht der Deutschen Welle hätten einmal die Presseberater des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble für die Autorisierung eines Interviews des Politikers mit der Süddeutschen Zeitung im Januar dieses Jahres 66 Stunden gebraucht.

Nach Angaben des DJV ist eine solche Autorisierung erlaubt, da der Interviewpartner das Gespräch gemeinsam mit dem Interviewer mitgestalte. Sie muss sich jedoch auf Korrekturen sachlicher oder sprachlicher Natur beschränken.

„Der Minister traf die Entscheidung, dieses Autorisierungsrecht für das Interview zu nutzen, nachdem dem Interviewer seine Unparteilichkeit abhandenkam und dieser Anschuldigungen gegen ihn erhob“, erklärte Bilgic.

Der Sprecher wies den Vorwurf, die Aufnahme sei konfisziert oder es sei Gewalt gegen die Journalisten angewandt worden, zurück. Der deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, habe wegen des Zwischenfalls direkt Kontakt mit dem Ministerium für Sport und Jugend aufgenommen, fügte Bilgic hinzu. Das Ministerium hat bereits ein Statement veröffentlicht, in dem es heißt, dass die Behauptung, die Aufnahme sei konfisziert worden, nicht der Wahrheit entspreche.

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