Vor der Partie hatten sie mit einer Choreografie und dem im Stadion Wojska Polskiego obligatorischen Feuerwerk sich und ihre Rückkehr in die europäische Königsklasse gefeiert. Die Ultras zogen auf ihrer Nordtribüne eine Blockfahne hoch, auf der ein vermummter Legia-Fan zu sehen war, der das Champions-League-Los mit dem Namen des Klubs hochhält. "Guess who`s back?" stand auf einem Plakat darunter - "Habt ihr eine Ahnung, wer zurück ist?" Spätestens jetzt ja. Erst wurde es ungemütlich, als vermummte Warschauer Fans - letztlich vergeblich - versuchten, den Dortmunder Block zu stürmen und dabei geklautes Pfefferspray gegen Ordner richteten. Dann wurde es richtig eklig, als sie "Jude, Jude, Borussia!" skandierten.
"In mehrfacher Hinsicht hanebüchen"
Es war nicht das erste Mal, dass sich Legias Fans mit solchen und ähnlichen Sprechchören disqualifizierten. Viele von ihnen sind seit Jahren offen antisemitisch und rassistisch. Beim Spiel in der Europaliga gegen Hapoel Tel Aviv im Herbst 2011 stand auf einer Blockfahne "Jihad Legia" - eine symbolische Kriegserklärung an die jüdischen Gäste aus Israel. Und nun also "Jude, Jude, Borussia!" Der Verein reagierte umgehend: Die Fans hätten nicht "Jude Jude BVB" gerufen, sondern "Nutte Nutte BVB". Medienberichte, die das behaupteten, entsprächen nicht der Wahrheit.
Das sei, so der Tenor, zwar beleidigend, aber schließlich auch in der deutschen Bundesliga üblich. Mit Antisemitismus und Rassismus habe das nichts zu tun. "Trotzdem möchten wir uns von ganzem Herzen bei sowohl den deutschen als auch den polnischen Fans von Borussia Dortmund entschuldigen, die sich dadurch angegriffen fühlen. Zu den Übergriffen auf Dortmunder Zuschauer und die Ordner schrieb der Vorstand Legias nur von "gesetzlichen Konsequenzen", die alle, "die an dem Verstoß gegen die öffentliche Ordnung auf der Westtribüne und im Gästeblock beteiligt waren" erwarteten. Ein Wort des Bedauerns fanden sie in diesem Fall nicht.
Der Journalist Felix Meininghaus, der für n-tv.de aus Warschau berichtete, bezeichnet diesen Erklärungsversuch als "in mehrfacher Hinsicht hanebüchen". Er und seine Kollegen hätten auf der Pressetribüne die Rufe klar und deutlich gehört. "Allerdings haben die Fans nicht `Jude, Jude, BVB!` gerufen, sondern `Jude, Jude, Borussia!`". Abgesehen davon sei das zitierte "Nutte, Nutte, BVB!" keineswegs gang und gäbe - ein kläglicher Versuch der Verantwortlichen, sich aus der Sache herauszureden. Bleibt die Frage, wann und wie die Uefa reagiert. Der europäische Verband lässt bei den Spielen der Champions League stets einen Spot zeigen, der sich gegen Rassismus in Fußballstadien wendet. Jetzt hat er die Chance, wieder einmal Legias Antisemiten zu bestrafen.
Tags: