Tausende Flüchtlinge fliehen aus brennendem Lager

  20 September 2016    Gelesen: 737
Tausende Flüchtlinge fliehen aus brennendem Lager
In einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos ist ein Großbrand ausgebrochen. Tausende Menschen fliehen. Die Polizei geht von gezielter Brandstiftung durch Bewohner aus.
Tausende Flüchtlinge sind am Montagabend aus einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos geflohen, nachdem die Einrichtung in Brand geraten war. Ein Polizeisprecher sagte, „zwischen 3000 und 4000“ Flüchtlinge hätten das Lager von Moria verlassen. Demnach wurden rund 150 Minderjährige von dort in eine Einrichtung für Kinder auf der Insel gebracht. Er habe „keinen Zweifel“ daran, dass das Feuer von den Bewohnern des Flüchtlingslagers gelegt wurde, sagte der Polizeivertreter. Seinen Angaben zufolge fachten starke Winde die Flammen immer wieder an, die Lage beschrieb er als „schwierig“. Durch das Feuer wurden Zelte und Container zerstört, unklar blieb aber zunächst, ob es auch Verletzte gab.

Moria gehört zu den größten Flüchtlingslagern des Landes. Schon in der Vergangenheit hatte es dort gebrannt, außerdem gab es immer wieder Zusammenstöße zwischen den Schutzsuchenden. Der Nachrichtenagentur ANA zufolge waren die Spannungen in Moria schon tagsüber am Montag hoch, denn in dem Lager machte das Gerücht die Runde, dass auf der Grundlage des Flüchtlingsabkommens mit Ankara eine Massenabschiebung von Schutzsuchenden in die Türkei bevorstehe.

Lager in Griechenland hoffnungslos überfüllt
Der Polizei zufolge bekamen die Beamten die Lage aber zunächst wieder in den Griff. Auf den Olivenhainen nahe des Lagers gab es zwei weitere Brände, die aber gelöscht werden konnten. Am Abend dann brach das Feuer in dem Lager aus.

In Griechenland halten sich derzeit mehr als 60.000 Schutzsuchende auf, die meisten von ihnen wollen aber weiter Richtung Deutschland oder in andere westeuropäische Staaten. Weil eine Reihe von osteuropäischen Ländern und Balkanstaaten aber mittlerweile die Grenzen geschlossen haben, ist ein Weiterkommen nahezu unmöglich.

Menschenrechtsgruppen kritisierten in der Vergangenheit immer wieder die prekären Verhältnisse in den griechischen Aufnahmezentren, besonders auf Lesbos und anderen Ägäis-Inseln. So leben auf insgesamt fünf griechischen Inseln mehr als 13.000 Flüchtlinge, obwohl die Einrichtungen nur für knapp 8000 Menschen ausgelegt sind. Auf Lesbos sind rund 5600 Menschen in Flüchtlingslagern untergebracht – über 2000 mehr als vorgesehen.


Tags:


Newsticker