Der erste Ausschuss hatte im August 2013 einen detaillierten Bericht vorgelegt. Doch damit war das Dunkelfeld um die Serie mit zehn Morden und zwei Bombenanschlägen noch lange nicht erhellt. Zum Teil lag dies auch daran, dass aufgrund von Geheimniskrämerei viele Fragen um die Rolle des Verfassungsschutzes ungeklärt blieben.
Für eine fundamentale Aufklärung muss der neue Ausschuss diese fünf Fragen beantworten:
Von wem kamen die mysteriösen Anrufe auf Zschäpes Handy?
Eine der größten ungeklärten Fragen im NSU-Komplex bezieht sich auf merkwürdige Vorgänge am 4. November 2011 – dem Tag, an dem sich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach erschossen und Beate Zschäpe vor einer chaotischen Flucht die Wohnung der drei in Zwickau angezündet haben soll. Nur eine knappe Stunde nach der mutmaßlichen Brandstiftung klingelte Zschäpes Handy, angerufen von einer Nummer des sächsischen Innenministeriums.
Zschäpe ging nicht ran. Von zwei verschiedenen Handys aus dem Fundus des Ministeriums folgten am selben Tag bis kurz nach 21 Uhr noch zehn weitere Anrufe. Hatte ein eifriger Mitarbeiter der Polizei, die ja dem Innenministerium unterstellt ist, die Nummer der Bewohnerin ermittelt und wollte sich nach ihrem Verbleib erkundigen? Oder traten hier Verbindungen zutage, die lieber geheim bleiben sollten? Sollte Zschäpe vor Verfolgern gewarnt werden?
In welcher Beziehung NSU und Verfassungsschutz zueinander standen, ist das zentrale Rätsel, das alle Untersuchungsausschüsse bisher beschäftigt hat. Mit den merkwürdigen Verbindungsdaten liegt ein Verdacht platt auf der Hand – die Klärung steht bislang aus.
Welche V-Männer waren dem NSU am nächsten?
Die Macher des neuen Ausschusses wollen Informanten des Verfassungsschutzes aus dem NSU-Umfeld als Zeugen vorladen – ein wichtiger Fortschritt im Vergleich zur ersten Untersuchung des Bundestags. Schließlich geht es um die Frage, was vertraute Kameraden der Terrorzelle wussten – von Plänen, Bewaffnung und dem Aufenthaltsort von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt.
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