David Miliband: Mehr syrische Flüchtlinge in Istanbul als in Europa

  30 Oktober 2015    Gelesen: 879
David Miliband: Mehr syrische Flüchtlinge in Istanbul als in Europa
Nach Angaben von David Miliband, Chef des Internationalen Rettungskommitees (IRC), habe die Türkei rund zwei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Nahezu 60 Prozent von ihnen würden derzeit in Städten Leben. Allein in Istanbul gebe es seiner Einschätzung nach mehr syrische Flüchtlinge als im ganzen übrigen Europa.
Nach Einschätzung von Miliband habe sich das Bild der Flüchtlinge gewandelt. Mittlerweile seien es keine Menschen mehr, die in erster Linie in Camps leben würden. Diese seien ob der Masse an Personen, die vor Krieg und Chaos flüchten, ohnehin überfüllt. Auf der anderen Seite würden die Menschen dort auch gar nicht sein wollen. Sie wollen auf eigenen Beinen stehen – selbst wenn das bedeute auf dem Schwarzmarkt zu arbeiten.

Miliband nannte das Beispiel Istanbul ohne auf genaue Zahlen einzugehen. Dem Internationalen Rettungskommitees (IRC) zufolge würden derzeit rund 366.000 syrische Flüchtlinge in der Bosporus-Metropole leben. Im Augenblick gebe es 20 Millionen Flüchtlinge weltweit, darunter zwei Millionen in der Türkei sowie 40 Millionen entwurzelte Menschen in ihren eigenen Ländern. Miliband nannte das einen „grausigen Weltrekord“.

Milibands Vergleich hinkt jedoch. Allein von Januar bis Anfang September 2015 wurden laut OECD 700.000 neue Asylbewerber in den EU-Staaten registriert, die meisten beantragten in Deutschland Asyl. Von Anfang September bis Mitte Oktober 2015 betrug die Zahl der nach Deutschland einreisenden Asylbewerber 409.000, so die Zeit. Eine weitere Eskalation des Flüchtlingsstromes wird von griechischen Behörden befürchtet, die Ende Oktober 2015 die Ankunft von bis zu 3,7 Millionen weiteren Menschen aus der Türkei in den nächsten Monaten prognostizierten, berichtete die FAZ.

Für den ehemaligen britische Außenminister stelle sich nun die Frage, ob es sich dabei um einen Trend oder nur ein momentanes Bild handle. Seiner Einschätzung nach handle es sich hierbei jedoch um einen Trend, so der Guardian. Heutzutage sei die gesamte Welt in Bewegung. Immerhin gebe es rund 200 Millionen Menschen, die aus ökonomischen Gründen ihr Land verlassen.

Miliband zufolge sei es keine Frage, dass ein Kontinent mit 500 Millionen Menschen die rund 400.000 Flüchtlinge pro Jahr bewältigen könne. Allerdings müsse das auch kompetent getan werden.

Erst kürzlich befragte das IRC mehr als 800 Familien in und um die türkische Stadt Izmir. 80 Prozent von ihnen stammten aus den Kriegsgebieten in Syrien und dem Irak bzw. waren auf der Flucht vor Konflikten in Afghanistan und Pakistan. Die meisten von ihnen seien Flüchtlinge, keine Wirtschaftsmigranten mit der Hoffnung, nach Europa zu gehen.

Miliband zufolge, habe eine sehr große Mehrheit absolut deutlich gemacht, dass sie nicht zurück gehen würden. Sie seien aus ihren Häusern vertrieben worden und alle Ersparnisse seien für Schmuggler aufgebraucht worden, um in die Türkei zu kommen. Laut IRC hätten fast 40 Prozent der Befragten angegeben, sie könnten es sich nicht leisten, die rund 3500 Dollar aufzubringen, die nötig wären, um Schmuggler nach Europa zu zahlen.

Miliband sagte, das Schmuggler-Geschäft werde durch den Mangel an legalen Routen noch zusätzlich angeheizt. In diesem Zusammenhang sprach er sich auch für ein entsprechendes Zentrum in der Türkei aus, in dem Flüchtlinge registriert und ihnen ihre Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt würden. Das sei seiner Ansicht nach der einzige Weg, sie vor Schmugglern zu bewahren. Denn klar sei: Zäune würden diese nicht stoppen.

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