Trump fürchtet vor allem den Gesichtsverlust

  27 Oktober 2016    Gelesen: 861
Trump fürchtet vor allem den Gesichtsverlust
Was ist für Trump der Sinn seines Lebens? Zu wem blickt er auf? Was ist seine größte Furcht? Bisher unveröffentlichte Interviews lassen erahnen, was den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner an- und umtreibt.
Donald Trump nennt die Aufnahmen "ziemlich alt und ziemlich langweilig". Doch was die "New York Times" veröffentlicht hat, ist alles andere als das.

Es geht um die letzten großen biografischen Interviews, die Trump vor seiner Präsidentschaftskandidatur vor rund zwei Jahren gegeben hat, und diese geben einen besonderen Einblick in die Psyche dieses ungewöhnlichen Mannes.

"Die Aufnahmen zeigen einen Mann, der auf seine Berühmtheit versessen ist, fürchtet, seinen Status zu verlieren und jene verachtet, die in Ungnade fallen", heißt es in der "New York Times". "Sie fangen die tiefe Freude ein, die er beim Streiten empfindet, seine bewusste Interessenlosigkeit für Geschichte, seine Verweigerung, sein eigenes Leben zu reflektieren und seinen Glauben daran, dass die meisten Menschen keinen Respekt verdienen."

Die bisher unveröffentlichten Interviews, die die "New York Times" in Auszügen veröffentlicht hat, stammen von dem Pulitzer-Preisträger Michael D`Antonio, der die Trump Biografie "The Truth About Trump" (Die Wahrheit über Trump) geschrieben hat.

Wie wichtig Trump seine Berühmtheit ist, illustriert eine Episode aus diesen Aufnahmen, in der der mittlerweile 70-Jährige von seiner ersten Erwähnung in einer Zeitung berichtet. Trump erinnert sich noch lebhaft an jene Tage in der Highschool, in denen er Baseball spielte und ein Reporter berichtete, wie er sein Team in einem Match zum Sieg führte. "Ich habe es geliebt", sagt Trump. "Ich glaube, das ist nichts Schlechtes… Es fühlte sich gut an."

In den folgenden Passagen des Gesprächs mit D`Antonio lässt Trump sich ausführlich darüber aus, wie wenigen Menschen derartige Publicity zuteil wird. Und er deutet an, dass er, seit er Geschäftsmann geworden ist, seine Erwähnungen in den Medien akribisch auswerten lässt. Er prahlt mit Tausenden Erwähnungen seines Namens am Tag.

Beim Skifahren vorgeführt

Dass den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zugleich eine große Furcht erfüllt, seine Popularität einzubüßen oder gar öffentlich gedemütigt zu werden, zeigen weitere Passagen aus den Gesprächen, die D`Antonio mit Trump, dessen Frau Ivana und dessen drei ältesten Kindern im Trump Tower in Manhattan geführt hat.

So berichtet Ivana Trump vom ersten gemeinsamen Ausflug in die Berge Colorados. Als Donald Trump dabei herausfand, dass sie besser Ski fährt als er, ist er offenbar explodiert. "Er zog seine Ski und seine Stiefel aus und ging zurück zum Restaurant… Er konnte es nicht aushalten. Er konnte es nicht aushalten."

Was Trump über den Schaupieler Arsenio Hall sagt, macht wiederum seine Verachtung deutlich, die er für Celebreties hat, die aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden. "Er ist tot wie Hundefutter", sagte er über Hall. Die Fernsehsender würden ihn nicht mehr vor die Kamera lassen. Angewidert fügte er hinzu: "Sie würden nicht mal rangehen, wenn er sie anruft." Der Schauspieler Hall steht, so die "New York Times", für Trumps schlimmsten Alptraum.

Furchtbare Zeiten?

Trump berichtet überdies von seinen Zeiten als Schulhof-Bully, die er geliebt habe. So sehr, dass seine Eltern ihn mit 13 Jahren auf eine Militärakademie schickten, die für ihren harten Drill bekannt war. Er antwortet auf die Frage, ob er sich mit Geschichte beschäftige, um die Gegenwart besser zu verstehen: "Ich rede nicht gern über die Vergangenheit. Alles was zählt, sind die Gegenwart und die Zukunft." Er sagt, dass er über den Sinn seines eigenen Lebens nicht nachdenken wolle. "Ich will mich nicht selbst analysieren, weil ich vielleicht nicht mag, was ich dann sehe." Über andere sagt er unterdessen: "Man kann die Menschen nicht respektieren, die meisten Leute verdienen keinen Respekt."

Für Trump müssen es vor diesem Hintergrund gerade furchtbare Zeiten sein. Der Mann, der in den Interviews trotz diverser Geschäftspleiten behauptete, noch nie Fehler gemacht zu haben, weil er immer gestärkt daraus hervorgegangen sei, steht vor einer gewaltigen Niederlage. Mit unsäglichem Spott überzog er seine Rivalin im Kampf um die Präsidentschaft. Doch Hillary Clinton liegt in Umfragen deutlich vorn. Sollte er tatsächlich verlieren, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er eine zweite Chance bekommt, um aus der Niederlage gestärkt hervorzugehen.

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