UBS-Analyst Daniele Brupbacher stufte die Zahlen aus dem Anleihehandel sowie die Entwicklung im Kapitalmarktgeschäft mit Unternehmen als stark ein. Die Quartalsergebnisse der Deutschen Bank seien eine „Erleichterung, zumindest kurzfristig“. Von einem kleinen Schritt auf dem Weg zur Besserung sprach Ulf Moritzen, Fondsmanager bei Aramea Asset Management. Er warnte aber vor den zahlreichen Schlaglöchern auf diesem Weg. Eines der Schlaglöcher sind die drohenden Strafen in Rechtsstreitigkeiten. Ein weiteres Schlagloch ist die dünne Kapitaldecke. Deshalb besteht zu Enthusiasmus für Credit-Suisse-Analyst Peace kein Anlass.
Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten stockte die Deutsche Bank im dritten Quartal um 400 Millionen auf 5,9 Milliarden Euro auf, was laut UBS-Fachmann Brupbacher unter den Erwartungen gelegen hatte. Am Markt war mit einer höheren Dotierung der Vorsorge gerechnet worden, nachdem das amerikanische Justizministerium im Streit um verlustreiche Hypothekenanleihen eine Strafe von 14 Milliarden Dollar angedroht hatte. Darüber hinaus steht noch ein Vergleich im Geldwäscheskandal der Moskauer Filiale aus.
Die Geschäfte werden auf bis zu 10 Milliarden Dollar veranschlagt. Auch Vertraute des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin sollen Geld gewaschen haben. Da Rubel in amerikanische Dollar und britische Pfund getauscht wurden, ermitteln die Behörden aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Erst wenn die Strafen feststehen, ist absehbar, ob und wie viel Kapital die Deutsche Bank benötigt. Für Fondsmanager Moritzen wird die Deutsche-Bank-Aktie so lange belastet bleiben, solange diese Rechtsstreitigkeiten nicht beigelegt sind.
Als Damoklesschwert beschreibt Michael Seufert, Analyst der Norddeutschen Landesbank (Nord LB), die noch offenen Rechtsstreitigkeiten. Die Zahlen gäben keinen Anlass zur Euphorie, da der Abstand zu den amerikanischen Wettbewerbern immer größer werde. Die Rechtsprobleme überschatten auch nach Ansicht des Credit-Suisse-Experten Peace den Ausblick.
Das zeigt sich auch an den gegenwärtigen Analystenmeinungen. Laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg überwiegen die vorsichtigen Beurteilungen. 19 Analysten raten zum Halten der Aktie und 14 zum Verkauf. Nur drei Experten empfehlen den Kauf. Eine Kapitalerhöhung wäre derzeit ein Wagnis. Denn die Investoren haben mit den drei Kapitalerhöhungen nach der Finanzkrise Enttäuschungen erlebt. Seit dem Jahr 2010 hat die Deutsche Bank rund 758 Millionen neue Aktien im Wert von 21,5 Milliarden Euro begeben. Das sind 3 Milliarden Euro mehr, als die Bank derzeit an der Börse wert ist. Der Emissionskurs hatte 2010 noch 33 Euro je Aktie betragen. Seitdem hat die Aktie 60 Prozent verloren. Schließlich wurden die Kapitalerhöhungen in der Zwischenzeit durch den Aufwand für Rechtsstreitigkeiten und die Verluste der Abbaueinheit (NCOU) mehr als aufgezehrt.
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