In dem Fall geht es um E-Mails, welche die damalige CNN-Mitarbeiterin Brazile an Clintons Wahlkampfchef John Podesta und andere Kampagnenmanager geschrieben haben soll. Sie nehmen Bezug auf bevorstehende TV-Debatten, die von CNN ausgerichtet wurden und in denen sich Clinton und ihr damaliger parteiinterner Gegner Bernie Sanders gegenüberstanden. Die Mails lassen den Schluss zu, dass Brazile der Kandidatin einen Vorteil gegenüber Sanders verschaffen wollte.
In einer E-Mail an Podesta vom März schreibt Brazile: "Eine der Fragen morgen an HRC (Hillary Rodham Clinton) wird von einer Frau mit Ausschlag kommen. Ihre Familie leidet an Bleivergiftung, und sie wird fragen, was Hillary tun wird, um den Menschen in Flint zu helfen." Flint ist eine Stadt in Michigan, die damals wegen vergifteten Leitungswassers in den Nachrichten war. Bei der Debatte am folgenden Tag wurde Clinton dann tatsächlich von einer Frau befragt, die über Hautprobleme in ihrer Familie berichtete. Allerdings stellte die Frau eine andere Frage.
In einer weiteren E-Mail, die sich an eine Clinton-Mitarbeiterin richtete, schrieb Brazile, dass sie "gelegentlich die Fragen vorab" bekäme und diese vor den TV-Debatten an das Wahlkampfteam weiterleiten könne.
Bekanntes Gesicht der Demokraten
Der Sender CNN kritisierte Braziles Vorgehen und gab die Trennung von der langjährigen Mitarbeiterin bekannt. Im Sender herrsche "absolutes Unbehagen über das, was wir über ihre Kontakte mit dem Clinton-Team während ihrer Zeit als Mitarbeiterin erfahren haben", erklärte CNN. Der Sender beteuerte, dass er Brazile niemals Zugang zu Gästen der TV-Debatten und erwarteten Fragen gewährt habe.
Brazile ist eines der bekanntesten Gesichter aus dem Parteiapparat der US-Demokraten. Seit Juli ist sie kommissarische Parteivorsitzende, nachdem die vorherige Chefin ihren Posten - ebenfalls wegen Wikileaks-Enthüllungen - aufgegeben hatte. Seit Juli hatte Brazile ihren Vertrag mit CNN ruhen lassen und war nicht mehr als Analystin aufgetreten.
Clintons rechtspopulistischer Gegenkandidat Donald Trump hatte im Wahlkampf immer wieder den Vorwurf erhoben, die Demokratin sei vorab über Fragen in TV-Debatten informiert worden; Belege hatte er dafür aber nicht vorgelegt. Clintons Wahlkampfteam wollte die Echtheit der E-Mails der "New York Times" nicht bestätigen.
Die Enthüllungen sind Teil einer ganzen Serie, die auf internen Nachrichten aus dem gehackten E-Mail-Konto von John Podesta beruhen und den Wahlkampf der Demokraten belasten. Die Geheimdienste vermuten, dass Russland hinter dem Hackerangriff und den Veröffentlichungen steht. Clinton sieht darin einen Versuch, den Wahlkampf zu ihren Lasten zu beeinflussen.
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