Die Demokratin Hillary Clinton wird sich bei den Präsidentschaftswahlen in New York problemlos gegen den Republikaner Donald Trump durchsetzen. Es gehört in dieser weltoffenen, liberalen Hochburg tatsächlich einiges dazu, sich zu Trump offen zu bekennen. Ein solcher Schritt erstickt jegliche angeregte Unterhaltung. Während sich einige im allgemeinen Schweigen noch fragen, ob das nun ein Scherz oder eine gewollte Provokation ist, sickert bei anderen bereits die Erkenntnis durch, dass es sich weder um das eine noch das andere handelt.
Für Tricia ist solch ein "Coming Out" bereits Routine. "Ich wähle Donald Trump", sagt sie plötzlich mit fester Stimme, während in einem italienischen Restaurant in Manhattan ein Smartphone herumgereicht wird, auf dem der viel diskutierte Tweet eines Deutschen zu sehen ist, der mit einen Hitler-Vergleich Trump-Wählern ironisch gutes Gelingen wünscht.
"Ich habe lesbische Bekannte"
Tricia entspricht nicht dem Bild des typischen Trump-Wählers. Sie hat einen Doktortitel in Psychologie und unterrichtet an einem College. Sie hat viele Jahre in Deutschland gelebt. Wieso sie Trump wählt? "Ich bin fiskalkonservativ", sagt sie. "Außerdem bin ich gegen Abtreibungen."
Und dann ergreift Spiros das Wort. Er stammt aus Griechenland, ist US-Bürger, schreibt gerade seine Dissertation. "Auch ich wähle auch Trump", sagt er. Das überrascht sogar Tricia. "Siehst Du, wir sind viele", sagt sie und setzt zum High Five an. Spiros schlägt ein.
"Es trauen sich hier nicht viele zuzugeben, dass sie Trump wählen", sagt Tricia. Und wie läuft so ein Coming-Out ab? Vor einiger Zeit stand Tricia im Fahrstuhl ihres Wohnhauses neben einem Mann, der einen Trump-Button trug. Daneben eine Nachbarin, ihre Zeichens bekennende Demokratin. Tricia nahm ihren Mut zusammen und sagte: "Das ist aber ein interessanter Button." Das folgende Gespräch war eine Erleichterung für Tricia. Das Verhältnis zur Nachbarin scheint sich jedoch spürbar abgekühlt zu haben.
Tricia sieht noch Erklärungsbedarf. "Ich habe lesbische Bekannte", sagt sie. Es ist ihr wichtig zu betonen, nicht intolerant zu sein. Und es tut ihr sichtlich gut, in Spiros einen Verbündeten gefunden zu haben.
Und dann sprudelt es aus Spiros heraus. "Die größte Errungenschaft der Amerikaner ist die Verfassung", sagt er. "Diese Errungenschaften wurden mit Blut erkämpft. Trump wird sie verteidigen, während Hillary den Ausverkauf der USA vorantreibt." Clinton sei durch und durch unehrlich, prinzipienlos und korrupt. In die mit ihrem Mann gegründete Stiftung stecke Saudi-Arabien Millionen, schimpft Spiros. Im Gegenzug sei Clinton der dortigen Herrscherfamilie zu Diensten.
"Können nicht jeden ins Land lassen"
"Clinton will Millionen von Immigranten ins Land holen. Viele sind mit mehreren Frauen verheiratet und haben zahlreiche Kinder", schimpft er. "Weißt Du, wer in Europa genauso handelt? Angela Merkel."
"Wir können doch nicht jeden ins Land lassen", seufzt Spiros. Im Gegensatz zu Clinton sei Trump ein Patriot. Für ihn stünden die USA an erster Stelle.
Spiros hat sich mittlerweile in Rage geredet. Clinton sei völlig unglaubwürdig. "Sie ist keine Feministin. Sie hat ihren Mann trotz seiner Affären nicht verlassen", sagt er. Und was die vulgären Aussagen von Trump angeht: "Wenn nach außen dringen würde, was ich im Umkleideraum so sage, dann könnte ich niemals Präsident werden."
"Ich könnte noch stundenlang weiterreden", sagt er. Doch dann kommt die Rechnung. Vor dem Restaurant trennt sich die Runde. Die kühle Nachtluft tut gut.
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