Übertragung durch die Luft: Pflanzen-Gift in Bio-Produkten nachgewiesen

  03 November 2015    Gelesen: 773
Übertragung durch die Luft: Pflanzen-Gift in Bio-Produkten nachgewiesen
In Bio-Produkten aus Deutschlands größtem Öko-Anbaugebiet wurden massive Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. Eine Studie belegt nun, dass die Gifte aus der Luft stammen: Der Einsatz von Herbiziden auf kilometerweit entfernten Nachbarhöfen hat ganze Landstriche so belastet, dass ein Bio-Anbau nicht mehr möglich ist.
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Übertragung durch die Luft: Pflanzen-Gift in Bio-Produkten nachgewiesen
Deutsche Wirtschafts Nachrichten | Veröffentlicht: 02.11.15 13:11 Uhr | 1 Kommentar
In Bio-Produkten aus Deutschlands größtem Öko-Anbaugebiet wurden massive Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. Eine Studie belegt nun, dass die Gifte aus der Luft stammen: Der Einsatz von Herbiziden auf kilometerweit entfernten Nachbarhöfen hat ganze Landstriche so belastet, dass ein Bio-Anbau nicht mehr möglich ist.

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Die Verteilung von Herbiziden durch den Wind macht den Bio-Anbau für ganze Landstriche unmöglich. (Foto: dpa)
Die Verteilung von Herbiziden durch den Wind macht den Bio-Anbau für ganze Landstriche unmöglich. (Foto: dpa)



Zunächst glaubten betroffene Öko-Bauer an eine bewusste Sabotage-Aktion gegen die Ernte: Fenchel und Grünkohl aus dem mit 10.000 Hektar größten zusammenhängenden Bio-Anbaugebiet Deutschlands in der Brandenburger Schorfheide wurden positiv auf Rückstände der Herbizidwirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb getestet. In der Region gibt es neben dem Öko-Landbau ein Bio-Spären-Reservat, Spritzmittel werden nirgends verwendet.

Die Landes-Behörden ließen daraufhin erstmals weiträumig die Herbizid-Verbreitung in der Luft, den Bäumen und Pflanzen untersuchen. Das Ergebnis ist nun in einer Studie belegt: „Es war eine allgemeine regionale Belastung. Wir müssen davon ausgehen, dass das gesamte Gebiet der Bundesrepublik dabei wirkstoffrelevant ist. Sie werden das überall nachweisen können.“

Die Studie im Auftrag des Landesamts für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) Brandenburg führt erstmals den Nachweis, dass die Unkrautvernichtungsmittel Pendimethalin und Prosulfocarb sehr weiträumig über den Wind verbreitet werden. Die Gutachter sprechen von einer „unerwünscht weiträumigen und anhaltenden Verbreitung“. Die festgestellte Belastung liegt 100- bis 1000-fach höher als die Grundbelastung in unbelasteten Referenzgebieten der Nord- und Ostsee. Pendimethalin steht auf der Liste der TOP 10 der meist verkauften Pestizide in Deutschland.

Diese „wesentliche und weiträumige“ Belastung bedeutet, dass der Bio-Anbau wegen der Kontaminierung durch die benachbarte konventionelle Landwirtschaft unmöglich wird: Die strengen Bio-Standards können nicht erfüllt werden. Finanzielle Schäden sind die Folge, langfristig steht die Existenz der Bio-Bauern auf dem Spiel.

Die Studie zeigt auch, die Belastung durch den Ferntransport von Herbiziden betrifft ganz Deutschland offenbar schon seit Jahren – denn gesetzlich muss beim Herbizid-Einsatz lediglich ein Sicherheitsabstand von 50-Metern zu Bio-Feldern eingehalten werden. Bisher hat es offenbar nur niemand nachmessen wollen: Ein umfassendes Monitoring von Pestizidwirkstoffen in der Luft wurde 2003 an Luftmessstationen des Bundes und der Länder eingestellt.

Die Bauern und auch der große Bio-Produzent Bioland fordert nun ein generelles Verbot der Herbizide Pendimethalin und Prosulfocarb. Grünkohl-Belastungen mit Pendimethalin seien seit Jahren bekannt, ebenso lange werde diskutiert, dass Fernverwehungen dafür die Ursache sein könnten. Konsequenzen seien daraus jedoch nie gezogen worden, stattdessen wurde das Problem über die Anhebung von Grenzwerten angegangen, so die Kritik von Bioland. „Es handelt sich sehr wahrscheinlich um ein Problem, das schon seit Jahren besteht und bisher von den Behörden ignoriert wurde“, so Bioland-Präsident Plagge.

Neben dem Verbot fordert Bioland die Einführung einer Pestizidabgabe nach dem Verursacherprinzip. „Die Pestizidindustrie muss endlich an den externen Kosten des chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes beteiligt werden.“, so Plagge. Gemeint sind versteckte Kosten für Umweltschäden, Artenverlust, Brunnenschließungen oder Krankheitsbehandlungen.

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