Nach Angriff auf Syrer in Magdeburg Hinweise auf Hooligan-Szene

  03 November 2015    Gelesen: 653
Nach Angriff auf Syrer in Magdeburg Hinweise auf Hooligan-Szene
Nach den Angriffen auf Flüchtlinge und Asylbewerberunterkünfte am Wochenende hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) zum breiten gesellschaftlichen Widerstand aufgerufen. "Keinen der zahlreichen feigen Übergriffe gegen Flüchtlinge dürfen wir schweigend hinnehmen", erklärte Maas in Berlin. Nach dem gewalttätigen Angriff auf syrische Flüchtlinge in Magdeburg geht die Polizei unterdessen Hinweisen nach, dass die Täter aus dem Hooligan-Milieu stammen könnten.
Maas betonte, jede Attacke auf ein Flüchtlingsheim sei "ein Angriff auf unsere tolerante Demokratie". Alle Demokraten müssten Hass, Bedrohung und Gewalt "gemeinsam entschieden entgegentreten". Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verwies angesichts der jüngsten Übergriffe auf die seit längerem deutlich steigende Zahl von Straftaten gegen Flüchtlinge und Flüchtlingsheime. Man dürfe die "Dynamik" der Entwicklung nicht übersehen, auch bei den Gewalttaten gebe es einen "erheblichen Anstieg".

Nach der Attacke einer zum Teil mit Baseballschlägern bewaffneten Gruppe auf syrische Flüchtlinge in Magdeburg prüfen die Ermittler mögliche Zusammenhänge mit der örtlichen Hooligan-Szene, wie ein Polizeisprecher sagte. Es sei aber noch nicht bestätigt, dass die Täter aus dem Hooligan-Milieu stammten. Die bis zu 30-köpfige Gruppe hatte in der Nacht zum Sonntag mehrere syrische Flüchtlinge angegriffen. Drei Syrer erlitten Prellungen und Verletzungen im Gesicht. In Tatortnähe wurde ein polizeibekannter 24-Jähriger festgenommen, der sich unterdessen wieder auf freiem Fuß befindet.

Der Extremismusexperte David Begrich vom Demokratieverein "Miteinander" äußerte im MDR Sachsen-Anhalt die Vermutung, dass die Täter in der Hooligan-Szene Magdeburgs zu suchen seien: "Ganz offenkundig haben sich aus dieser Szene Personen am Freitag im Internet verabredet", sagte er dem Sender.
Nach der Angriff auf zwei syrische Flüchtlinge in Wismar nahm die Polizei derweil "mehrere mögliche Tatverdächtige" ins Visier. Einzelheiten nannte eine Polizeisprecherin nicht. Die Ermittler gehen demnach von fünf bis zehn Angreifern aus, die die beiden Syrer am Sonnabend teilweise vermummt mit Baseballschlägern und anderen Waffen angegriffen hatten.

Im brandenburgischen Spremberg musste die Feuerwehr in der Nacht zu einem Brand in einem früheren Gymnasium ausrücken, das derzeit zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut wird. Durch das im Keller des Gebäudes ausgebrochene Feuer wurden laut Polizei keine Menschen gefährdet. Noch unklar war, ob es sich um Brandstiftung handelt.

Der Städte- und Gemeindebund forderte Konsequenzen aus den jüngsten Anschlägen. "Es ist Aufgabe der Polizei, gemeinsam mit den Kommunen die Sicherheitskonzepte zu verbessern, um Flüchtlingsunterkünfte wirkungsvoller schützen zu können", sagte der Geschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes, Gerd Landsberg, "Handelsblatt Online". "Das setzt allerdings voraus, dass die Länder die Polizeikräfte verstärken und die Kommunen finanziell so ausstatten, dass auch sie zusätzliches Personal für diese wichtige Aufgabe einstellen können."

Angesichts zunehmender Drohungen von Extremisten gegen Entscheidungsträger auch auf kommunaler Ebene verlangte Landsberg ein entschlosseneres Vorgehen der Politik. Notwendig sei "eine Verschärfung der einschlägigen Strafrechtsvorschriften und die Einführung eines Straftatbestandes `Stalking von Mandats- und Entscheidungsträgern`", unterstrich Landsberg.

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