Mehr Mittel für Frauenhäuser gefordert
Anlässlich des UNO-Aktionstags gegen Gewalt an Frauen am 25. November haben auch Politiker und Verbände in Deutschland einen stärkeren Einsatz zum Schutz von Frauen angemahnt. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley und Familien-Staatssekretärin Elke Ferner (SPD) forderten eine Fortbildungsverpflichtung für Angehörige von Justiz und Polizei. Ermittler müssten Gewalt gegen Frauen erkennen, um sie zu bekämpfen, so die SPD-Politikerinnen. "Nur so können gewaltbetroffene Frauen und Mädchen geschützt werden." Katholische Verbände wiesen auf eine aus ihrer Sicht nicht ausreichende Finanzierung von Frauenhäusern hin. Immer wieder müssten Frauen abgewiesen werden, weil ihr Aufenthalt nicht bezahlt werden könne. Auch die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" fordert unter dem Motto "Tür auf" für alle Frauen, die in Deutschland von Gewalt betroffen sind, kostenlose Schutzräume und ausreichende Unterstützung.
In Köln ist für Freitagnachmittag eine Menschenkette auf beiden Rheinseiten und eine Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz geplant. Dort waren in der Silvesternacht Frauen massenhaft bestohlen, belästigt und sexuell bedrängt worden. Die Stadtverwaltung erklärte, die Aktion unterstreiche die Forderung, Sicherheit für Frauen und Mädchen zu gewährleisten, immer und überall.
Gewalt in der Partnerschaft
Gewalt erleben Frauen nicht etwa nur, wenn sie nachts alleine unterwegs sind und attackiert werden. In Deutschland sind im vergangenen Jahr rund 127.000 Menschen Opfer von Gewalt innerhalb ihrer Partnerschaften geworden. 82 Prozent von ihnen sind Frauen. Diese Zahlen hatten der Präsident des Bundeskriminalamts, Münch, und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag in Berlin vorgestellt. Beim Großteil der Gewalttaten handelt es sich demnach um vorsätzliche einfache Körperverletzung, gefolgt von Bedrohung, gefährlicher Körperverletzung, Stalking sowie Mord und Totschlag. Schwesig sagte, häusliche Gewalt sei keine Privatsache, sondern eine Straftat, die entsprechend verfolgt werden müsse. Laut der EU-Studie ist häusliche Gewalt allerdings für jeden siebten EU-Bürger eine Privatangelegenheit, die in der Familie geregelt werden sollte. 26 Prozent glauben, es gehe sie nichts an. Fast jeder Fünfte greift nach eigener Aussage aus Mangel an Beweisen nicht ein, beinahe genauso viele (jeweils 16 Prozent), weil ihnen die Situation unklar erscheint oder sie keinen Ärger bekommen wollen. Dass Hilfe für Opfer verfügbar wäre, ist den meisten EU-Bürgern (74 Prozent) klar.
Die Vereinten Nationen haben den 25. November im Jahr 1999 als Tag gegen Gewalt an Frauen anerkannt. Nach UNO-Angaben sind auch weltweit mindestens 35 Prozent aller Frauen schon einmal Opfer sexueller oder körperlicher Übergriffe geworden. Der Aktionstag zur Beseitigung gegen Gewalt an Frauen geht zurück auf den Tod dreier Schwestern in der Dominikanischen Republik: Sie hatten sich 1960 an Aktionen gegen Diktator Rafael Trujillo beteiligt, wurden vom militärischen Geheimdienst gefoltert und am 25. November ermordet. In Lateinamerika hat der Tag aber nicht nur historische Bedeutung. In den vergangenen Monaten hat sich in der Region eine breite Protestbewegung gegen die zunehmende Gewalt an Frauen entwickelt. Auslöser waren brutale Frauenmorde, etwa in Peru und Argentinien. Unter dem Motto "Ni una menos" ("Nicht eine weniger") gingen im Oktober Zehntausende Menschen in Argentinien auf die Straße, nachdem ein 16-jähriges Mädchen gestorben war. Frauen in ganz Lateinamerika solidarisierten sich und wollen auch an diesem Wochenende wieder auf die Straße gehen.
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