Der Luxusturm hat sich seit der Eröffnung um etwa 40 Zentimeter gesenkt und auch bereits minimal zur Seite geneigt. Er wird bereits als schiefer Turm von San Francisco verspottet. Neue Messungen mit zwei Radarsatelliten bestätigen nun die Absenkung. Das Gebäude sinke "um einige Zentimeter pro Jahr", teilte die europäische Weltraumagentur Esa mit.
Die beiden "Sentinel 1"-Satelliten senden Radarwellen aus und können aus den am Boden reflektierten Signalen sehr präzise Höhenveränderungen erfassen. Die Orbiter liefern beispielsweise nach Erdbeben wichtige Informationen über Veränderungen der Erdkruste.
Bei Gebäuden funktioniert die Höhenmessung besonders gut, weil diese Radarwellen besser reflektieren als etwa Bäume oder Felder. Deshalb konnten die Esa-Forscher den Millennium Tower und umliegende Gebäude sehr genau vermessen.
Pfusch am Fundament
Ein von der Esa veröffentlichtes Fotos zeigt Messpunkte auf den Häusern. Die Farbe der Punkte gibt an, wie sich die Höhe an der jeweiligen Position zwischen dem 22. Februar 2015 und dem 20. September 2016 verändert hat.
Rot steht für ein Absinken von 40 Millimetern pro Jahr - rote Punkte finden sich auf dem Millennium Tower und auf zwei benachbarten Gebäuden. Grün steht für keine Veränderung und Blau für eine Erhebung von 40 Millimetern in dem Beobachtungszeitraum.
Experten erklären das Absinken des knapp 200 Meter hohen Wolkenkratzers mit Pfusch am Fundament. Der Millennium Tower steht auf weichem Untergrund. Das Fundament reicht zwar bis zu 30 Meter in die Tiefe, doch der stabile Fels beginnt erst in etwa 60 Metern. Offenbar presst das schwere Gebäude den Untergrund zusammen und sackt deshalb stetig tiefer - ein Ende ist nicht abzusehen.
Der Streit um den Baupfusch wird bereits vor Gericht ausgetragen. Die Stadt San Francisco klagt gegen den Projektentwickler. Hinzu kommen Klagen der Bewohner, die meist mehrere Millionen für ihre Luxuswohnung gezahlt haben und sich nun nicht mehr sicher fühlen in ihren vier Wänden. Die Probleme mit dem Fundament sind auch deshalb besorgniserregend, weil San Francisco jederzeit von einem schweren Erdbeben heimgesucht werden kann.
Anhebung auf der anderen Seite der Bucht
Die Esa-Satelliten haben auch die gesamte Stadt San Francisco und ihre Umgebung vermessen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Boden in San Francisco ansonsten kaum bewegt hat. Grün steht für eine Höhenänderung von null Millimetern, Orange für ein Absinken um zehn Millimeter - siehe Fotostrecke.
Östlich von San Francisco, auf der anderen Seite der Bucht, tut sich mehr. Die Stadt Pleasanton hat sich den Messungen zufolge zwischen dem 22. Februar 2015 und dem 20. September 2016 um etwa zehn Millimeter gehoben. Wahrscheinliche Ursache ist laut Esa die Anhebung des Grundwasserpegels Ende 2015 nach lang anhaltender Trockenheit in den Vorjahren.
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