Beerdigung von Fidel Castro
Dann, in den ersten Morgenstunden dieses Sonntags, fuhr der Militärjeep mit der Kiste aus Zedernholz, die die Asche Fidel Castros enthielt, auf den Friedhof Santa Ifigenia. In der Nähe seines großen Vorbilds José Martí, dem Vorkämpfer der kubanischen Unabhängigkeit, wurde der kubanische Revolutionsführer im Familienkreis beigesetzt. Journalisten hatten keinen Zugang.
Es wird keine Denkmäler oder Büsten von ihm geben wie von Martí, kein Platz und keine Straße wird nach ihm benannt werden. Sein Bild wird einem auch nicht von Aschenbechern und Rumgläsern entgegenblicken wie das Antlitz seines berühmten Mitstreiters Che Guevara, der weltweit zu einem Markenzeichen der Popkultur geworden ist.
Schutz vor Souvenirjägern
Kein Personenkult, das war Castros letzter Wille, so hat es sein Bruder Raúl bei seiner Abschiedsrede auf der Plaza de la Revolución in Santiago de Cuba verkündet. In Kürze werde die Regierung entsprechende Gesetze erlassen, kündigte Raúl an.
Es ist bezeichnend für diesen Mann, der wie kein anderer die ideologischen Kämpfe und Kriege des 20. Jahrhunderts verkörpert, dass er post mortem vor Souvenirjägern geschützt werden muss - und womöglich auch vor Grabschändern.
Noch in der Stunde seines Todes scheiden sich an Fidel Castro die Geister. Er sei überholt, ein ideologisches Auslaufmodell, ein Diktator, beteuern seine Gegner - vor allem jene, die in ihrer Jugendzeit einmal stramm links waren und aus enttäuschter Liebe die Seite gewechselt haben. Kapitalismus und Demokratie hätten gesiegt, die Geschichte werde Castro nicht freisprechen.
Doch wie kommt es dann, dass auch junge Politiker wie Alexis Tsipras, der jugendlich wirkende Ministerpräsident von Griechenland, nach Havanna eilten, um von Fidel Abschied zu nehmen? Er wurde länger und mit mehr Begeisterung beklatscht als alte Revolutionskämpfer wie Nicaraguas Daniel Ortega.
Quelle : spiegel.de