Das Rätsel der Wolkenlöcher
Auf den zweiten Blick aber erkannten Meteorologen Rätselhaftes: In der Bewölkung klafften Löcher. Als die Forscher die Wetterkarte auf einen Atlas projizierten, staunten sie: Die Wolkenlöcher lagen fast sämtlich über oder direkt neben Großstädten.
Das größte Loch klaffte über der Riesenstadt Neu-Delhi. Wie ist das Phänomen zu erklären?
"Ich würde definitiv annehmen, dass es einen Zusammenhang mit den Städten gibt", meint Steve Lang, Meteorologe am Goddard Space Flight Center der Nasa. "Aber ohne dort gewesen zu sein, können wir über die Ursachen nur spekulieren."
Die Lücken erinnern an sogenannte Hole-Punch-Clouds, die übersetzt Locher-Wolken heißen müssten. Auch diese Wolkenlöcher, die deutlich kleiner sind als jene in Indien, gelten als rätselhaft.
Manche Hole-Punch-Clouds entstehen anscheinend, nachdem Flugzeuge durchgeflogen sind. Ihre Abgase lassen Regentropfen gefrieren, die daraufhin absinken und Löcher hinterlassen.
Für die großen Wolkenlücken über Nordindien kämen Flugzeuge aber wohl kaum infrage, meinen die Nasa-Forscher.
Möglich wäre, dass zusätzliche Schmutz- und Dunstpartikel, sogenannte Aerosole, über Städten die Lücken verursachten. Ob sich Wolken bilden, hängt nicht nur vom Wassergehalt und der Temperatur der Luft ab, sondern auch von Art und Anzahl der enthaltenen Partikel.
Am ehesten komme als Ursache aber wohl der Hitzeinseleffekt infrage, meint Lang: Großstädte sind wärmer als die Umgebung. Womöglich lösten sich die Wolken in der milderen Luft auf - je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen, ohne dass sich Wolken bilden.© SPIEGEL ONLINE