"Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen den Winter, um den Menschen eine Unterkunft, Wärme und Unterstützung zu bieten", sagte Egeland. Fünf Jahre Krieg hätten bei den Betroffenen Spuren hinterlassen. Der UN-Nothilfekoordinator forderte vollen und umfassenderen Zugang zu den bisherigen Rebellengebieten in Ost-Aleppo.
Zur Überprüfung der Evakuierung hat die UNO 31 Beobachter vor Ort entsandt. Die "internationalen und nationalen" Beobachter stünden derzeit vor dem Viertel Ramussa im Süden der Stadt, hieß es vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten in Genf. Etwa hundert andere UN-Mitarbeiter, größtenteils Syrer, befänden sich bereits in Aleppo - aber nicht als Beobachter. Das Bundesaußenministerium forderte, dass weitere UN-Mitarbeiter einreisen können.
Al Assad: Auch Sieg für die Verbündeten
Die syrische Armee und ihre Verbündeten hatten in den vergangenen Wochen den allergrößten Teil der von oppositionellen Milizen beherrschten Viertel Aleppos eingenommen. Syriens Präsident Baschar al-Assad rühmte den Erfolg der Regierungstruppen in Aleppo als einen Sieg auch für die syrischen Verbündeten. "Die Befreiung Aleppos vom Terrorismus ist ein Sieg nicht nur für Syrien, sondern für jeden, der derzeit zur Bekämpfung des Terrorismus beiträgt, besonders für den Iran und Russland", sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana. "Gleichzeitig ist es ein Rückschlag für alle Länder, die dem syrischen Volk feindlich gesinnt sind." Syriens Regime bezeichnet generell alle bewaffneten Gegner als Terroristen, auch gemäßigtere Gruppen.
Regierung und Regimegegner hatten sich auf den Abzug der Kämpfer und Zivilisten aus den letzten Rebellengebieten, die von dort in Bussen und Autos abzogen. Im Gegenzug durften auch rund 1000 Menschen die von Rebellen belagerten Orte Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens verlassen. Dort wohnen vor allem Schiiten. Die Evakuierung der beiden Orte sei fast abgeschlossen, sagte Egeland. Wie lange die Transporte noch dauern werden, blieb zunächst offen. Die Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Ingy Sedky, sagte, die Transporte könnten an diesem Donnerstag oder Freitag abgeschlossen werden.
Rebellen: 1500 Menschen noch in Ost-Aleppo
Die radikal-islamische Rebellengruppe Ahrar al-Scham teilte mit, in Ost-Aleppo seien noch rund 1500 Menschen. Die Evakuierung war seit ihrem Beginn ein Nervenspiel. Wegen Unstimmigkeiten wurde sie mehrfach ausgesetzt.
Augenzeugen und Aktivisten berichteten, Menschen hätten bei eisiger Winterkälte mehr als 36 Stunden ohne Essen und Trinken in Bussen ausharren müssen. Wegen einer monatelangen Blockade war die humanitäre Lage in Ost-Aleppo Hilfsorganisationen zufolge ohnehin katastrophal.
Tausende Vertriebene aus der Stadt wurden in anderen von Rebellen kontrollierten Gebieten vorläufig in Zelten, Moscheen und Schulen untergebracht. Es sei aber auch schwierig, sie dort mit Wasser zu versorgen und vor der Kälte zu schützen, erklärte die Syrian American Medical Society (SAMS).
Moskau: Zerfall Syriens abgewendet
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte in Moskau, in Syrien habe die Regierungsarmee mit Russlands Hilfe mehr als 1000 Ortschaften zurückerobert. Damit sei der internationale Terrorismus zurückgeworfen worden. Der Zerfall Syriens sei abgewendet worden. "Die Kette "bunter Revolutionen", wie sie in Nahost und Afrika propagiert wurden, wurde unterbrochen", sagte er.
Mit dem Ende der weltweit medial begleiteten Kämpfe in Aleppo ist der Syrienkrieg nicht zu Ende. Das Land ist weiter in Herrschaftsgebiete der Regierung, der Kurden, diverser Rebellen und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geteilt. Türkische Truppen und verbündete Milizen rücken in blutigen Kämpfen gegen den IS und gegen die Kurden vor. Ein US-geführtes Bündnis fliegt Angriffe gegen die Extremisten.
Bei türkischen Luftangriffen auf die vom IS gehaltene Stadt Al-Bab kamen mindestens 29 Zivilisten ums Leben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Zudem wurden nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan rund 200 IS-Kämpfer und 16 türkische Soldaten getötet. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, mehr als 30 türkische Soldaten seien verwundet worden. Das IS-Sprachrohe Amak meldete, der türkischen Armee seien hohe Verluste beigebracht worden.
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