Warum Buick noch am Leben ist

  26 Dezember 2016    Gelesen: 786
Warum Buick noch am Leben ist
Eigentlich müsste Buick als Automarke längst tot sein. In der Wirtschaftskrise stand sie jedenfalls zur Disposition. Heute ist die Marke praktisch der Goldesel von GM. Zu verdanken ist das Mary Barra, des Kaisers Huld und Opel.
Nicht nur für die US-amerikanische Autoindustrie, sondern auch für die Menschen dürfte das Jahr 2008 noch recht präsent sein. Eben jenes Jahr, in dem die Wirtschaft drohte zu versagen, in dem die Autoverkäufe einbrachen und General Motors und Chrysler staatliche Kredite bekamen, um sich so vor dem Konkurs zu retten. Ein Jahr später diktierte die Regierung den Herstellern sogar, was zu tun sei, damit die aus Steuergeldern finanzierte Überlebenshilfe so schnell wie möglich in die Staatskassen zurückfließen kann. Die Folge dessen: GM bestellte Tausende seiner Händler ein und erklärte ihnen, dass die bisher acht Marken auf vier schrumpfen werden.

Als erste Marke löste sich GM von Hummer. Die Offroad-Marke war als Hersteller für Militärfahrzeuge in jener Zeit politisch nicht mehr korrekt. Der in Schweden gebaute Saab als Geldverbrenner ebenfalls nicht mehr haltbar. Ebenso wenig wie die Marke Saturn, die nach einem fulminanten Start nur noch vor sich hin dümpelte. Marken wie Chevrolet, die man gerade als Weltmarke positioniert hatte, Cadillac, die das Luxussegment bediente oder gar GMC, deren Pick-ups, sich immer noch gut verkauften, standen nicht zur Disposition.

Pontiac oder Buick?

Dann gab es unter dem Dach von GM aber noch Pontiac und Buick. Beides Marken mit starken Namen und einer langen Geschichte. Bis 2008 hatten sie aber viel von ihrem alten Glanz verloren. Buick war inzwischen zu einer Altherrenmarke verkommen und vielen in den USA schien es wesentlich einfacher, den Greis zu beerdigen und die einst potente Sportwagenlegende Pontiac mit ein wenig Einsatz neu zu beleben. Am Ende war es genau andersherum: Pontiac starb und Buick wurde zu neuem Leben erweckt.

Warum? Ein wichtiger Faktor lag außerhalb der USA. Buick hatte im absatzstärksten Land der Welt, in China, eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts waren viele einflussreiche Chinesen im Besitz eines Buick. Bis 1930 war eines von sechs Autos auf den Straßen von Shanghai ein Buick. Es geht sogar die Mär, dass einst der Kaiser von China einen Buick fuhr. Ein Umstand, der die Marke für viele Menschen im Reich der Mitte geradezu heilig macht. Hinzu kam, dass GM bereits 1999 in einem Joint-Venture in Shanghai die Produktion für die Marke aufgenommen hatte. Letztlich hat sich die Entscheidung als goldrichtig herausgestellt. Noch heute ist Buick in China die meistverkaufte Marke von General Motors.

"Vom Wind geformt"

Und noch etwas hält Buick am Leben. Bereits 2006 hatten die Buick-Designer mit dem Crossover-Konzept Enclave gezeigt, wohin die Reise für die Marke optisch gehen könnte. Die Inspiration kam im Übrigen ebenfalls von einer Studie. Im Jahr 2004 wurde der Buick Velite, ein kurvenreiches Cabrio fast ohne Kanten, vorgestellt. Der GM Designchef Ed Welburn schwärmte mit Blick auf die beiden Studien von "fließenden Körperformen", die "vom Wind geformt" sind. Außerdem beschwor er mit dem Innenleben eine "Renaissance des Interior Designs" für GM. Und tatsächlich: Als 2008 der Enclave in Serie ging, verkaufte er sich wie geschnitten Brot.

Heute spielt Buick für GM eine enorm wichtige Rolle. In China wächst die Marke nach wie vor, in den USA legt sie konstant zu. Weltweit erlebt Buick seit vier Jahren Verkaufsrekorde. Von Januar bis September 2016 wurden mehr als eine Million Autos abgesetzt. Im Vergleich zu 2015 ist das ein Zuwachs um 23 Prozent. Dabei ist vor allem der schon erwähnte Enclave richtungsweisend. Das Premium-SUV mit drei Sitzreihen erfreut sich vor allem bei besserverdienenden Familienvätern großer Beliebtheit. Auch Modelle wie das kleine SUV Encore, das im Übrigen auf dem Opel Mokka aufbaut, der LaCross, dessen Basis der Opel Insignia liefert oder auch das Cascada Cabriolet von Opel befeuern die Absätze.

Mit Blick auf die Modellpalette wird deutlich, dass Opel einen entscheidenden Beitrag für das Vorankommen von Buick leistet. Die Rüsselsheimer sind nämlich abseits des Enclave die Modellgeber. Eine Initiative, die an dem Tag griff, als Mary Barra den Chefposten von GM übernahm. Sie restrukturierte die Märkte zum Wohle aller Marken: Chevrolet räumte das Feld in Europa für Opel, Opel zog sich aus Australien für Holden zurück und die Rüsselsheimer blicken auch nicht mehr nach China, weil das das Hoheitsgebiet von Buick ist. Wie weit die Symbiosen der Marken reichen, wird sich im kommenden Jahr zeigen, wenn Opel und Buick ihre neuen Modelle präsentieren.

Quelle: n-tv.de

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